Zwölftes Kapitel. Die pan slawistischen und historischen Tendenzen in der neuen cechischen Litteratur. Der Zeitraum von 1860-1880 ist in Böhmen eine Periode des eifrigsten politischen Kampfes. Mit dem alten vormärzlichen Österreich, wie es die Regierung Bachs neu zu beleben suchte, ist es nun vollends vorbei; die Konstitution löst neue politische Kräfte aus; die partikularistischen Landtage und der zentralistische Reichsrat in Wien kommen allmählich zu Worte; die Presse, sei sie nun liberal oder nationalistisch, wird jetzt eine Grofsmacht; die Litteratur stellt sich willig unter das Joch der Politik. Mit neuen Kräften kämpfen die Cechen jedoch für die alten Ideen, wie sie bereits in der Zeit der nationalen Wiedergeburt erfafst und formuliert wurden; die Männer von 1848, Palacky, Rieger, Sladkovsky, stehen noch immer ~n der Spitze der cechischen Politik; die bekannten politischen Grundsätze, welche Palacky in seinem berühmten Sendschreiben an die Versammlung in der Frankfurter Paulskirche betont hatte und, welche auch auf dem wunderlichen slawischen Kongresse in Prag im Jahre 1848 aufgetaucht waren, bewegen weiter das öffentliche Leben der cechischen Nation. Auf zwei mächtige Grundideen kann man die damaligen politischen Bestrebungen, die wieder unter einer drückenden Persekution seitens der Regierung und der Polizei schwer zu leiden hatten, zurückfuhren: auf die Idee der konsequenten Durchführung des cechischen historischen Staatsrechtes im Rahmen eines föderativen Österreich und auf den echt romantischen Gedanken des Panslawismus. Diese Ziele waren jedoch allzu hoch gesteckt; die Wirklichkeit war trübe, die politischen Erfolge waren unbedeutend; end-