- 284 der Spätromantik, dessen gebrechliches Schifflein , das mit den schwarzen Segeln des Pessimismus auf dem wild aufbrausenden Meere der bewegten Zeit einhersegelte , doch nicht zu dem unsicher aber sehnsuchtsvoll ersehnten Gestade des' modernen Realismus gelangen sollte. Auch jenen von seinen Zeitgenossen, denen es gegönnt war, ein langes, ruhiges Leben auszukosten und unter günstigen Verhältnissen ihre Kräfte zu entwickeln, gelang dieses nicht. Die meisten von ihnen haben sich schon in ihren Anfängen mit dem Geschmacke des böhmischen Publikums versöhnt und sich mit der bescheidenen Rolle der Unterhaltungsschriftsteller begnügt. Ihre unlitterarischen Konsumenten verlangten von ihnen eine interessante Milieuschilderung, womöglich aus höheren Kreisen; die gefühlvollen Leserinnen wünschten eine spannende Liebesi~trigue, die mit einem sürslichen Familienbilde abwechsele; doch man durfte um keinen Preis die patriotische Tendenz vergessen! Zuweilen konnte man zur Abwechslung seinen Familienroman in ein früheres Jahrhundert verlegen, wobei die gesellschaftlichen Verhältnisse nur ganz unbedeutend verschoben sein konnten und der stille Patriotismus sich in wilden Chauvinismus umwandelte. Auch kleine konventionelle Novellen aus der Kleinstadt und angenehme Jugenderinnerungen waren dem dankbaren Publikum sehr willkommen. Dabei waren diese betriebsamen Massenfabrikanten keineswegs bedeutungslose Skribenten. Va cl a v V lee k (geb. 1839) war ein machtvoller Organisator und Redakteur, sein Freund Fe r d i n a n d Sc h u lz (1835-1905) ein guter Journalist und ein kundiger Litterarhistoriker ; Frau So f i e Po d I i ps k a (1833-1897), die Schwester von Karolina Sv~tla, eine edle Philarlthropin und Erzieherin zur Humanität, die in den 70. und 80. Jahren teilweise schon die Bestrebungen von Ellen Key vorweggenommen hat. In derselben Bürgerwelt,aus der und fUr die diese Schriftsteller schufen, wurzelte auch Al 0 i s V 0 j t ~ c h S mil 0 v sk Y (1837-1883), der jedoch schon den Übergang zum Realismus vermittelt. Liest man die in Böhmen ungemein beliebten Novellen und Romane von Smilovsky nacheinander, und konstruiert sich nach der Lektüre das Bild des Autors, so murs man unwillkürlich an den wackeren Meister Anton aus Hebbels Maria Magdalene denken: man findet da seinen kleinbürgerlichen Tugendstolz,