281 ihre kühne Gedankenwelt oder durch ihre merkwürdige Willensfestigkeit auffallenden Gestalten führt nun K. Svetla in ihren Romanen und Novellen vor: sie müssen mit ihr über die tiefsten Zeitprobleme grübeln, sich mit ihr in eine schwärmerische Philosophie vertiefen, kaum anders als bei George Sand oder B. Auerbach. Zwei ·Welten prallen in ihren Werken immer aufeinander; einerseits sind es rücksichtslose, rachsüchtige, lasterhafte Charaktere, die einem zerstörenden Individualismus fröhnen, andrerseits aber demütige, selbstlose, edle Wesen, auf denen nach Svetlas Auffassung die gesamte moralische Weltordnung beruht. Diese mUssen sich immer fUr ihre Familie, ihr Geschlecht, ja, für die Menschheit aufopfern, wenn sie dabei auch meist zugrunde gehen; stets war K. Svetla bestrebt, diese erhabene Aufgabe dem Weibe ans Herz zu legen, so dars man »den Messianismus der weiblichen Aufopferung« als die Zentralidee ihres Schaffens bezeichnen möchte. So wirken ihre farbenreichen Romane aus dem Jesch kengebirge, die in einer leidenschaftlichen und pathetischen Prosa und einer kernigen Sprache geschrieben sind, manchmal aber durch ihre unübersehbare Personenfülle ermüden, auf den Leser oft tragisch und erhaben, der sich von ihrem kühnen Idealismus hinreirsen lärst. Drei von ihnen, >Ein Dorfroman« (1867, deutsch von G. Alexis u. d. T. »Sylva«, 1900), ,Das Kreuz am Bache« (1868), »Der Gotteslästeren (1873), gehören zu den Gipfeln der modernen Dorfromantik überhaupt. Höher noch stehen ihre kurzen Dorfgeschichten; urwüchsige Vollblutnaturen aus dem Volke sind da scharf gezeichnet; die Handlung entwickelt sich da mit einer epischen Frische und verblüffenden Lebendigkeit; der Dialog ist saftig und dabei knapp; die sonst so lästige Tendenz drängt sich nicht auf. Einige von diesen Novellen, die später in zwei vorzüglichen Sammlungen, )~chlichte Seelen~, und »Zeichnungen aus dem Jeschkengebirge~, vereinigt wurden so z. B. >Der Kurs« (1871, deutsch von F. Bauer), >Die Schneideragnes« (1860), »Die selige Bärbel~ (1873), sind in der cechischen Prosa bisher nicht wieder erreicht worden. Später versuchte Svetla auch das altertümliche Prag des 18. und 19. Jahrhunderts in einigen phantastisch angelegten Romanen zu schildern; aber da wächst alles ins Ungeheuere und Immense, wilde Leidenschaften toben, geheimnisvolle Verbrechen