- 278 gleich zarter Liebesdichter und wuchtiger Rhetoriker; neben kleinen frischen Genrebildern aus der Grofsstadt und der Vorstadt findet man bei ihm breitangelegte Skizzen zu grofsen historischen Gemälden j ein üppig-sinnlicher Orientalismus wechselt bei ihm mit schlichtester Heimatskunst. Was jedoch seinen Gedichten, die unter dem Titel 1> Primeln c (1868) erschienen sind, innere Einheit verleiht, das ist die konsequent durchgeführte Idee des liberalen Demokratismus: hier spricht ein selbstbewufster Bauernsohn , dessen Väter noch unter der Leibeigenschaft leiden mufsten, und dessen Ahnen gegen die weltliche und geistliche Obrigkeit so mutig sich auflehnten, hier spricht ein stolzer Ceche, dessen Volk politisch geknechtet ist, hier spricht ein leidenschaftlicher Slawe, der alle Feinde und Bedrücker seines Stammes haLst und verachtet. Und so preist Sole sowohl die polnische Revolution als auch den Aufstand der Südslawen gegen das türkische Joch; so besingt er sowohl den Kampf der cechischen Nation um das alte, gute Recht als auch die Emanzipation des fünften Standes. Der ungarische Achtundvierziger Petöfi und der Pariser Volksdichter Beranger haben ihn dabei stark beeinflufst j besonders diesem hatte Solc seine volkstümliche, knappe, 'coupletartige Form entnommen, der er auch seine Popularität verdankt. Seine Gedichte, die bei all seinem improvisatorischen Verfahren oft reife technische Kunst verraten, waren sehr einflufsreich. Besonders war es Svatopluk Cech, der die Balkanische Halbinsel und den slawischen Orient mit Solc'schen Augen gesehen und in seiner Manier besungen hat j aber auch Vrchlickys westöstliche Formkunst empfing von Sole manche Anregung. Nicht so glänzend und mannigfaltig wie die Lyrik hat sich in dem Zeitalter Nerudas und Haleks die cechische Novellistik und Romankunst entfaltet; aber auch hier darf man von einer Verjüngung der cechischen Litteratur sprechen. Dürftig und unbedeutend war alles, was die neue Generation auf dem Gebiete der prosaischen Erzählung vorfand j seichte historische Romane, die sich sklavisch an Walter Scott anschlossen, naive Detailmalerei aus den Kreisen des Kleinbürgerturns, die bisweilen mit schüchterner Satire und einem ängstlichen Humor ausgestaltet war, süfsliche, philiströse Liebesgeschichten mit patriotischer Tendenz - das bildete da-