- 444 manchmal humoristischen Kleinkunst zu erfassen; und das gelingt diesem eigenartigen Generemaler vortrefflich. Von seinen jüngern ist der sozial begeisterte J 0 z e f G r ego r Ta j 0 v s k Y zu nennen, während unter den jungslowakischen Lyrikern, die einen Schritüber Hviezdoslav bedeuten, nur der tief melancholische I v a n Krasko (eig. jan Botto der jüngere), derjenige Künstler ist, welcher sich mit seinen cechischen Kollegen messen darf; es ist einfach großartig, wie sich diese äußerst sensitive und vereinsamte Seele, welche der Welt abhanden gekommen ist, in der Vereinigung mit Gott und in dem leidenschaftlichen Stammesbewußtsein endlich rettet und ihre Erlösung findet. Hier hat dieselbe Rassenmystik, der wir in Nerudas »Freitagsgesängen~ begegnet sind, ihr Wort gesprochen. * * * Die Kritiker, die Lyriker, die Prosaiker, welche hier zuletzt in rasch folgender Übersicht vorgeführt und gedeutet wurden, sind wohl nicht nur als repräsentative Vertreter der heutigen cechischen Litteratur, sondern auch als Sprecher der cechischen Wortkunst von morgen aufzufassen. In ihrem Lebenswerke, wenn auch dasselbe noch nicht abgeschlossen ist, leben die bedeutendsten Ideen wieder auf, die seit Neruda und Halek die moderne cechische Litteratur beherrschen, und so wird die neueste cechische Litteratur zu dem abgekürzten Ebenbilde des Geisteslebens der letzten fünfzig Jahre. Ein einsichtiger Kosmopolitismus, der mit dem westeuropäischen Schrifttum nie die Fühlung verliert, verbindet sich hier mit einem warmen, ja leidenschaftlichen Interesse für die nationale Eigenart; fremde Einflüsse berühren sich mit dem angstvollen Bestreben, das einheimische, ursprüngliche Gepräge zu wahren; Kritiker, Philosophen, Litteraten studieren die geschichtlichen Bedingungen des nationalen Lebens, um an der nationalen Zukunft desto zielbewußter und planmäßiger arbeiten zu können; alte, gute litterarische Tradition bildet stets den Gegenstand kritischer und wissenschaftlicher Untersuchung, ohne jedoch als entmutigende Last empfunden zu werden. In diesem höheren Sinne ist das moderne cechische Schrifttum, das noch immer unbeachtet vor dem Tore der ",r eltlitteratur steht, eine ausgeprägt nationale Litteratur.