- 441 Langer (geh. 1885) auf, welcher sich auch in der Lyrik und im Drama versucht hat. Das Weib, das seine satte, ja hymnische Prosa begeistert und kunstvoll besingt, ist ein üppiges, kostbares Kunstwerk, welches man begehren, genießen und danwegwerfen kann: intellektuelle und sittliche Fähigkeiten des Weibes übersieht er absichtlich. In seiner Novellensammlung )Zlata Venu~e« (»Goldene Venusc 1911) überwuchert das beschreibende Element den psychologischen Kern, wobei öfters die idyllische Anlage des durchaus undramatischen Sensualisten zum Vorschein kommt. Auch um die Hebung des Dramas hat sich die cechische Kritik in den neunziger Jahren ehrlich bemüht. Planmäßig wies sie auf Henrik Ibsen hin, welcher auch in Böhmen ursprünglich als tapferer Gesellschaftskritiker, dann als technischer Neuerer, endlich als tiefer Symboliker bewundert und gedeutet wurde. Noch andere germanische Dramatiker beschäftigten die cechische Kritik und das gebildete Publikum, während sich das Nationaltheater ihnen gegenüber spröde verhielt: von Hauptmann hätten die cechischen Dramatiker die verblüffende Fülle der Lebenswahrheit, von Hebbel den kräftigen ideologischen Aufbau lernen dürfen, und auch der in Prag ungemein beliebte Oscar Wilde wäre für sie ein guter Lehrmeister der dramatischen Stimmung gewesen. Ja, die Prager Theaterkunst hat gerade um die Jahrhundertswende ihren Gipfel erreicht. Das Nationaltheater besaß in dem gelehrigen, verwandlungsreichen und farbenfrohen Eklektiker Jaroslav Kvapil einen feinen Regisseur, welcher dem dekorativen Element der Bühne nichts schuldig blieb. Neben der bereits erwähnten zarten Darstellerin der Ibsenschen und Shakespeareschen Frauengestalten Hana Kvapilova, die eben in dieser Zeit ihre reiche Begabung vollständig entwickelte, konnte das böhmische Nationaltheater auch auf den kräftigen Schauspieler E d va r d V 0 j a n (geb. 1853) stolz sein, einen tiefen Deuter der männlichen, heroischen Kunst, stamme dieselbe von Shakespeare oder von den modernen Dramatikern. Als dritte gesellt sich zu diesen beiden Klassikern der ce chis ehen Bühnenkunst die reizende und spielerische Vertreterin der verführerischen Weiblichkeit, I z a G r e g r 0 v a (geb. 1879), die allerdings allzufrüh verstummt ist. Doch es mangelte immer an jungen Dramatikern, welche der Prager Nationalbühne Werke geliefert hätten, die der mo-