- 439 Mähren gebürtige Erzählerin eher einen scharfen psychologischen Spürsinn und eine ehrliche Begabung für Zustandmalerei als für künstlerischen Aufbau ihrer Werke, unter welchen der kräftige Roman des religiösen Wahnes )Spasall: ()Das Seelenheil Il: , 1908) am höchsten steht. Das ist die verwandlungsselige, epigonenhafte R ü zen a Je sen s k a (geb. 1863), eine ehemalige naive Liederdichterin aus der Heydukschen Schule, die in dem sinnigen ) Romane eines Kindes Il: (1906) und in dem romantischen ) Meeresnotturnoll: (1910) an die Liebesmystik von Rüzena Svobodova, in ihren letzten Arbeiten aber an die schwüle und manchmal abgeschmackte Psychologie eines Karäsek anknüpft. Da ist endlich die äußerst gewissenhafte und feine Deuterin der geknickten Frauenseelen und der stillen Tragik des Alltags Bozena Benesova (geb. 1876), deren Novellensammlung ) Nedoby ta vitezstvi Il: () Nicht errungene SiegeIl: , 1911) das beste Buch aus dem Gefolge der Rüzena Svobodova ist. Tastend und prüfend suchen die jüngsten cechischen Prosaiker neue Pfade. Der eigentliche Roman tritt in den letzten Jahren zurück, die abgerundete Novelle in der streng klassischen Bedeutung kämpft mit der unmittelbaren, impressionischen Skizze ums Dasein; Gesellschaftskritik und ethische Tendenz, wie sie die vorangehende Generation bevorzugt hat, werden nun entschieden abgelehnt. Zwei entgegengesetzte Richtungen machen sich in der neuesten cechischen Erzählungskunst geltend. Die Vertreter der ersten, die mit dem Impressionismus in der Malerei zusammenfällt und die von den Russen und besonders von Hamsun beeinflußt wurde, bevorzugen das Individuelle, das Charakteristische; psychologische Aufrichtigkeit und unmittelbare Ursprünglichkeit wird angestrebt; die Stimmung wird stark betont, die novellistische Form aber vernachlässigt, ja absichtlich zerstört. Niemand ist für diese Gruppe mehr charakteristisch als der impetuose Fra i'i a Sr a m e k (geb. 1877), welcher als Psychologe bei Hamsun, als Maler der schiffbrüchigen Existenzen bei Maxim Gorkij in die Schule gegangen ist. Seine manchmal formlosen, aber stets unmittelbaren Erzählungen, z. B. »Flammen« (deutsch von Otto Pick, Leipzig 1913), die nach dem trefflichen Urteile H. Bahrs »in unheimliche Vereinigung von erregter Wildheit mit banger Wehmut getaucht sindll:, enthüllen mit mutiger Rück-