434 Süßlichen, so daß sein Skizzenbuch :» Zlata nit ~ (> Der Goldfaden ~, 1907) eine lose Reihe von Eindrücken, Herzersergießungen und Betrachtungen des patriarchalen Idyllikers vorstellt. Doch die lyrische Stimmung, welche in seinen lose komponierten Büchern den Leser berückt, verdeckt allerlei psychologische Gebrechen. Vilem MrStik betrachtet das Seelenieeen allzu materialistisch und deutet es nur ganz oberflächlich an, indem er verschiedene, manchmal ganz gewaltsame Bilder aus dem physischen Leben häuft. Die feineren, wenig andauernden Regungen selbst der jugendlichen Seele, die Vilem Mrstik zu seiner Spezialität erwählt hat, übergeht er überall. Vielmehr gibt er nur ganz typische Umrisse, verallgemeinernde Merkmale, wenig individualisierte Berichte über die Seelenzustände seiner lebenstollen Helden und naiven HeIdinnen. Wie der Dichter selbst, sind alle seine Personen ausschließlich Sinnesmenschen, die sich am Leben berauschen, ohne dabei irgendwelche innere Entwicklung zu erleben. So wirken Mrstiks Romane aIs eine Reihe von prachtvollen, bald naturalistischen, bald idyllischen StimmungSbildern, welche keine strengere Handlung verbindet. Es scheint, als ob Vilem MrStik später eingesehen hätte, daß seinem Schaffen solche innere Einheit und künstlerische Notwendigkeit fehle. Das Bestreben war bei ihm unverkennbar, die epische und psychologische Handlung besser hervorzuarbeiten, das Zuständliche und Deskriptive dagegen stark zu unterdrücken. Seine beiden posthumen Werke, der unverdauliche und fragmentarische Studentenroman >Die Zumers« (1912) sowie sein uneinheitliches Künstlerdrama »Anezka~ (1912), an welchem seine Frau mitgearbeitet hat, verraten diese Tendenz, die Mrstik leider in keine eigentliche künstlerische Tat umzusetzen vermocht hat. Er starb am Wege. Durch Selbstzerstörung hat sein Leben geendet. Sein Lebensfluch war und blieb: er hielt nicht, was er versprochen. Die Synthese der breiten naturalistischen Beschreibungsmanier , welche ein endloses Verzeichnis aller Naturschönheiten einer bestimmten Gegend gibt, wie es Vilem MrStfk liebt, und der schwerfällig materialistischen psychologischen Analyse in der Art von M. A. Simacek bietet der mährische Journalist und Theaterkritiker J osef Merha u t (1863-1907) in seinen umfangreichen Romanen >Andelska sonata~ (»Die Engelsonate~, 1899)