- 428 - regung, bei jeder Stimmungsschwingung , bei jeder Sinnesseligkeit und jedem Liebestraum meldet sich bei Dyk der alte Mephistopheles mit seinem eisigen Lächeln, seinem trockenen Spotte, seinen sarkastischen Anmerkungen, seinen spitzen, epigrammatischen Pointen. Durch diesen interessanten psychologischen Prozeß, in welchem sich der Dichter selbst aufreibt, wird dem Leser ein tiefer Pessimismus, ein verzweifelter Agnostizismus enthüllt. Dieser führt jedoch Dyk nicht zu müdem Lebensüberdruß, sondern stürzt den Poeten vielmehr noch tiefer in den wildesten Strudel des öffentlichen Lebens, in die ewige Tragikomödie der Menschheit; häufig findet er Gelegenheit, manche unbequeme Wahrheit zu sagen, mit litterarischer oder politischer Satire aufzustacheln; seine »Satiren und Sarkasmen« (1905) sind in ihrer parodistischen Eigenart ganz meisterhaft und zeigen Dyk als einen Fortsetzer von Havlicek und Machar. In der letzten Zeit versiegt Dyks lyrische Quelle ganz auffallend, und wo er noch als Lyriker auftritt, da ist nichts mehr von seiner ironischen Note zu spüren: entweder predigt er tendenziös die nationale Energie oder stimmt sentimental elegische Klagen an. Was in Dyks Lyrik rein persönliche und intime Ironie war, das wird zur sozialen und politischen Kritik in seinen beiden großen Zeitromanen aus der Geschichte der neunziger Jahre »Konec Hakensmidt"iv« a »Prosinec« (»Hackenschmieds Ende«, 1905, und »Dezemben, 1907), die bei all ihren interessanten psychologischen Einzelheiten arg unter ihrer journalistischen Chronikform zu leiden haben. Sehr fein und zart sind dagegen Dyks kurze und wortkarge Erzählungen, wo er mit treffsicherer Kunst kleine Tragödien der Liebe, des Willens und des Gewissens zergliedert; die besten sind in dem Bande »Pisen 0 vrbe« (» Das Lied von der Weide«, 1908) gesammelt. Eng mit Dyk ist der rauhe Primitivist J 0 s e f Hol y (geb. 1874) verwandt, welcher d~r üppigen Wortkunst seiner Zeitgenossen seinen bäuerisch kernigen, volkstümlichen Stil gegenübergestellt hat; in seiner Reflexion unbeholfen, ja plump, in seinem Versuch eines vergröberten Faust »Vasicek Nejlu« (1899 und 1901) abgeschmackt, hat er einige glückliche Lieder in Volksmanier geschrieben, wo das liebesund naturselige Herz eines einfachen Burschen jauchzt; dieselben sind in »Panenciny knizky« (» Des Mädchens Büchlein«, 1904) zu finden.