427 zeichnet, Die durch Machar verjüngte politische Lyrik hat in diesem wilden Rhapsoden ihren genialsten Vertreter gefunden; nationale und soziale Tendenzen fließen in seinen wuchtigen ~Schlesischen Liedern« (~Slezske pisne~, 1909) zusammen, da er zugleich das grenzenlose Elend der Tagelöhner und Bergbauer unterhalb des Beskydengebirges und die Lebensgefahr des aussterbenden cechischen Stammes an der polnisch-deutschen Sprachgrenze bei Mährisch -Ostrau besingt. Seine düsteren, rußigen Helden, die er mit der tragischen Plastik eines Meunier darzustellen weiß, verlieren in den Kohlenwerken ihre Kräfte, in den Schulen und bei den Wahlen ihre Nationalität: und nun kommt aus Teschen Petr Bezruc, »der fahrende Musikant und verrückte Bursch, der tolle Rebell und betrunkene Sänger, das unselige Käuzchen des Teschener Turmes~ und singt sein herzerschütterndes Miserere. Manchmal muß man bei seinen hymnischen Ergießungen an Walt Whitmans grelle und doch erhabene Poesie denken; auch Bezruc, bei dem sich wirksame Anklänge an das Volkslied finden, schreibt oft in freien Rhythmen, schwelgt in Aufzählungen von Orts- und Personennamen , häuft Parallelen und Wiederholungen und verschmilzt das Alltäglichste mit dem Erhabensten. Nur ganz selten schluchzt unter diesen kollektiven Klage- und Rachebildern ein rein persönlicher Ton auf; dann zittert in ihm keuscher Schmerz über das gebrochene Leben des vereinsamten Poeten. Der bittere Ironiker und spöttische Satiriker Vi k tor D y k (geb. 1877) rechnete sich selbst ursprünglich zu der Gruppe der cechischen Dekadenten, obzwar er in mancher Hinsicht den schroffsten Gegensatz zu ihnen bildet. Dyks lyrisches Erstlings-' werk. ist ein unverhülltes, äußerst aufrichtiges Bekenntnisbuch einer bis in ihre Wurzeln vergifteten modernen Seele, welche vor ihren eigenen dunkeln Instinkten, bösen Zweifeln, dämonischen Neigungen erschreckt. Dann offenbarte Dyk in seinen besten, lyrischen Sammlungen ~Sila ~ivota<{ a »Marnosti~ (»Die Lebenskraft«, 1898 und »Eitles Streben~, 1900) einen ganz eigentümlichen Zwiespalt seiner Natur, in der konsequenten Ironie seines inneren Wesens begründet. Er kann nicht lieben noch leiden, nicht sich sehnen noch träumen, nicht anbeten noch trauern, ohne gleichzeitig sich selbst genau und scharf zu beobachten, zu zerwühlen, zu zersetzen und zu verachten. Bei jeder Gefühls-