426 sein Grundthema vertiefend, seine dekadenten, entnervten Helden, die oft suggestiv in die elegische Umgebung Alt-Prags hineingepaßt sind, nicht nur an eitler Sinneslust und bitter schmeckendem Genusse, sondern vielmehr am Scheitern ihrer illusionistischen Träume, ihrer spätromanischen Ideen in einem konsequenten Nihilismus zugrundegehen. Einen gereiften Künstler, der besonders das sprachliche Instrument meisterhaft handhabt, verraten die zwei letzten lyrischen Bücher Karaseks ~Endymion« (1909) und ~Ostrov vyhnancu« (>Die Insel der Verbannten«, 1912). In festgefügten und zugleich sehr musikalischen Strophen, unter mythologischen Symbolen schmachtet da sein lebensattes und lebenscheues Herz: die ewige Vereinsamung des Künstlers, die Unfähigkeit zu lieben, das Bewußtsein der verfehlten Jugend bilden die Hauptmotive dieser elegischen Bücher. Einer der jungen Nachfolger Kanlseks, der feine Lyriker Karel Hlavacek (1872-1898), setzte diese absurden Grundsätze der cechischen Dekadence in Wirklichkeit um. Nachdem er dekadente Stimmungen und aristokratische Neigungen, die für diesen armen Arbeitersohn aus dem Prager Proletarierviertel nur angelernte Allüren sein konnten, in fast lückenloser Vollständigkeit in einem dünnen Gedichtheftehen klargelegt hatte, traten Krankheit und Tod in schrecklicher Gestalt an ihn heran und zwangen ihn, seine aparte poetische Maske wegzuwerfen. So besingt der verhungernde, schwindsüchtige Poet aufrichtig und wahrhaftig die gespensterhaften Greuel des herannahenden Todes, der absoluten Vernichtung in seiner >Mstiva kantilena« (> Rachsüchtige Kantiläne«, 1897), wo er die balladische Einkleidung eines verzweifelt kämpfenden Geusen aus dem 17. Jahrhundert mit holzschnittartiger Originalität konsequent durchführt. Während sich diese Poeten von der Wirklichkeit abwenden, sucht eine andere Gruppe die intensivste Verbindung mit den grausamen und verwickelten Realitäten des Daseins; da sie aber inmitten eines um die einfachsten Lebensbedingungen kämpfenden Volkes aufgewachsen sind, fühlen sie, daß es für sie keine wichtigere Wirklichkeit gibt als das nationale Problem. Eine der kräftigsten Erscheinungen der modernen cechischen Dichtung überhaupt ist der geheimnisvolle pseudonyme Pet r Be z r u c (eigentlich Vladimir Vasek, geb. 1867), der sich selbst als den ersten und zugleich den letzten Barden des schlesischen Volkes be-