- 425 unter den cechischen Lyrikern, welcher sich gegenwärtig auch das Ausland erobert. Als sein Buch »Hände« ins Deutsche übersetzt wurde, staunten Deutschlands bedeutendste Lyriker, z. B. Dehmel und Hofmannsthai , über die kosmischen Perspektiven, über die Ewigkeitszüge des cechischen Hymnikers, den sie zugleich äußerst national und modern europäisch fanden: es braust ja in diesen wortgewaltigen Psalmen und Dithyramben dasselbe »neue Pathos«, das die mächtigsten Lyriker unserer Zeit, mögen sie Whitman oder Verhaeren oder Claudel heißen, durchzittert. Nicht weit entfernt von Bfezinas lyrischen Anfängen steht die scharf ausgeprägte Dichtergruppe der cechischen Dekadenten, welche sich um die ~Moderni revue« schart. Ihr typischer Vertreter ist der bereits als Kritiker erwähnte Dichter J i f i Kar ase k z e Lv 0 v i c , der, eigenartig und kühn in seiner Vers- und Prosalyrik die reichen Anregungen von Baudelaire und Verlaine, Huysmanns und Maeterlinck, Przybyszewski und Wilde, den Lieblingen der cechischen Dekadenten, verarbeitet hat. Jifi Karasek ze Lvovic treibt das Paradox der poetischen Dekadence und des unzeitgemäßen Aristokratismus bis auf die Spitze. In seiner Frühzeit wollte er die dunkelsten Abgründe des Lebens erforschen, wo Verfall und Vernichtung gähnen; wollte aus allen giftigen Bechern der Sinneslust, von der Krankheit und dem Tode gemischt, gierig trinken; wollte an dem gespensterhaften Karneval perverser und absurder Erotik teilnehmen; wollte den Genuß bis zu der Grenze des verachtenden Ekels ergründen. In seinen »Hovory se smrti« (~Unterhaltungen mit dem Tode«, 1904) zeigt sich Karasek als schauereregender Friedhofslyriker, der alle Schrecken der Krankheit, des langsamen Hinsiechens , der Verwesung durchlebt; erscheint als paradoxer Aristokrat, der sich für feudale Geschlechter, für mittelalterliche Einrichtungen, für katholische Liturgie begeistert und sein demokratisch fades Zeitalter verabscheut. In seinen Gedichtbüchern ~Sexus necans« (1897) und ~Sodoma« (1904) sowie in seinen feinen Erzählungen »Lasky absurdne« (»Absurdes Lieben«, 1905) bietet Karasek in fast orientalischen Farben und dumpf sinnlicher Sprache eine perverse Erotik, die absichtlich mit der Idee des Sadismus und der Knabenliebe spielt und das Verhältnis zwischen Mann und Weib als ein grausames Drama der gegenseitigen Verachtung und Verabscheuung darstellt. Manchmal läßt Karasek,