414 kritikern mit Oskar Wilde an der Spitze und an französischen Dekadenten gebildete Prosa ausschließlich dem psychologischen Paradoxon und der künstlerischen Ausnahme dient. Marten weiß ebenso glänzend wie widerspruchsvoll über Dichter und Maler, MystIker und galante Frauen, Bildhauer und Dandies zu schreiben; vorzüglich hat er Bl'ezina und Zeyer gedeutet, den letzteren geistreich als den Schöpfer der romantischen Bewegung in Böhmen erfaßt. Auch der bedeutendste Dichter der neuen Schule, die im Jahre 1895 und 1896 öffentlich mit der älteren Litteratur gebrochen hat, der Lyriker und Satiriker J. S. Machar (geb. 1864) ist im Grunde ein Kritiker, bei dem die skeptisch analytische Note nie verstummt. In seinen ersten poetischen Büchern, die bei ihrem Erscheinen am Ende der achtziger Jahre großes Aufsehen erregten, und die der Dichter nachträglich in eine lyrische Trilogie )Confiteon (1900-1902) vereinigte, ist J. S. Machar ein bitterer Kritiker der modemen Liebe. Ein Stiefsohn der Romantik und ein verspäteter Bruder Heines, ironisiert er in seinen knappen, äußerst klaren Gedichten und Liedern, die sich sehr eng mit der modemen Konversationsprosa berühren, die blasierte Erotik der heutigen Weltstadt, die müde Eleganz seiner Prager Umgebung, das flatternde Spiel seiner eigenen verlogenen Erinnerungen, den wehmütigen Pessimismus seines vergifteten Herzens. In diesen tagebuchartigen Büchern, die auch kleine ungemein lebendige Genrebilder und ironisch pointierte Gesellschaftsszenen enthalten und überall einen konsequenten lyrischen Impressionisten verraten, hat Machar seine lange und abenteuerliche Irrfahrt in dem zaubervollen und gefährlichen Venusgärtlein geschildert, bis er endlich versöhnliche, ergebene und trauliche Töne für seinen Ehefrühling fand. Diese intime Liebeslyrik wird von vier Bänden »Sonetten( (1891-1893) vervollständigt, welche in kleinen impressionistischen Skizzen ein Jahr der Seele vorführen. Doch bereits neben ihr meldete sich bei Machar beißende, spöttische Gesellschaftskritik, trotzige und aburteilende Verachtung des seichten öffentlichen Lebens in Böhmen, gallige Spottlust, die sich die erbärmliche damalige cechische Politik zur Zielscheibe wählt. Und so erschien im Jahre 1893, wo bereits Masaryk und H. G. Schauer