- 391 seinen Büchern den satten schweren Duft der neugeackerten Erdschollen zu riechen, den regelmäßigen, beruhigenden Rhythmus der Feldarbeit zu hören; die trockene und gereifte Lebensweisheit eines erfahrenen, wenn auch ziemlich beschränkten Dorfphilosophen spricht aus seinem Munde. F. X. Svoboda besitzt eine entschieden lyrische Begabung: seine Naturschilderungen sind zugleich plastisch und duftig; seine Stimmungsbilder sind zart, verträumt; seine Erotik, die sich mit Vorliebe mit den süßen und unbestimmten Regungen der ersten Liebe befaßt, ergreift trotz ihres sentimentalen und idyllischen Beigeschmackes. Seine Geschichten von aufwärtsstrebenden , energischen Bauern aus Mittelböhmen, in dem bereits moderne Lebensformen herrschen, überzeugen durch ihren männlichen Ernst und ihre objektive Sachlichkeit. Aus seiner ersten Periode ist ein großartiger sechsteiliger Roman ~Rozkvet« (~Der Aufschwung", 1888) zu nennen, wo der Dichter mit behaglicher Breite die Lebensgeschichte seiner eigenen Familie erzählt; noch höher stehen seine schönen Novellen, die ihre Weihe von Turgeniew empfangen haben; unter dem bezeichnenden Titel »Naladove povidky« (~Stimmungsvolle Erzählungen«, 1894) hat er sein bestes auf dem Gebiete der Novelle geboten. In der neuesten Zeit hat F. X. Svoboda seinen Stoffkreis erweitert: er schildert das reiche Prager Bürgertum, die emporgekommene Welt der Kaufleute und der Grundherren, wie sie mit der jüngeren Intelligenz in Verbindung treten. Ein kolossaler, teilweise ganz konventioneller Roman »Reka« (»Der Fluß«, 1909, vier Teile) gehärt zu dieser Gattung; in ihm treten auch Svobodas Mängel stark hervor: seine breite Formlosigkeit, sein Hang zu geschwätziger Plauderei, seine schematische Psychologie der erotischen Leidenschaft, sein altkluger Optimismus, sein nur ganz leicht verhülltes Spießbürgertum, das glaubt, alles, was es selbst nicht zu begreifen vermag, verwerfen und verurteilen zu dürfen. Svobodas Freund und Zeitgenosse M at e j An ast a s i a Simacek (1860-1913) hat mit ihm manchen Zug gemeinsam: auch er hat als lyrischer Poet, bei dem sich die Poesie zu sehr in die Dienste der Reflexion stellt, debutiert; auch er ist von kleinen Milieuschilderungen zu großen gesellschaftlichen Romanen, die den Einfluß der Russen verraten, übergegangen, auch er hat außer der novellistischen auch die dramatische Form benutzt