- 384 servativer Traditionalismus mit fortschrittlichem Demokratismus, aufrichtigste Begeisterung für die russische Orthodoxie mit der Vorliebe für die böhmische Reformation, wie er denn überhaupt zu den radikalsten Vertretern des panslawistischen Gedankens unter den Slawen gehärt. Nicht ganz tendenzfrei ist auch sein bisher unvollendetes Hauptwerk »Nasi« (»Die Unseren«, seit 1898, acht Teile), wo er in den frischesten Farben, mit zartester Poesie und köstlichstem Humor das altertümliche Volksleben in seinem Heimatwinkel , in der nüchternen Umgebung des südböhmischen Städtchens W odnan , übrigens der ursprünglichsten Wiege der böhmischen Bruderunität, vorführt. Er will hier dem Pulsschlage der cechischen Volksseele mit aufmerksamer Andacht lauschen; er will die leisesten Schwingungen des cechischen nationalen Geistes, der noch immer tief religiös, ja mystisch lebt und webt, erraten, und aus diesen subtilen Kundgebungen wiler eine eigenartige Volkspsychologie konstruieren und sie in den engsten Zusammenhang mit der slawischen Stammesseele bringen. Man kann kalt, ja schroff seinem volkstümlichen Mystizismus gegenüberstehen, man dürfte seinen überspannten Panslawismus nicht teilen können und auch von der mangelhaften Komposition seiner Arbeiten abgestoßen sein: doch den Rang eines überaus ernsten und anregungsreichen Heimatkünstlers wird man ihm nie abstreiten können. Als Frau Tereza Novakova (1853-1912), die sich auch um die cechische Frauenbewegung sehr verdient gemacht hat, ihre ersten, streng realistischen Bilder aus der ostböhmischen Hügellandschaft, aus der Umgebung von Leitomischl und Policka veröffentlichte, ist sie schon eine geraume Zeit auf verschiedenen Gebieten der Litteratur tätig gewesen: sie hat in einem großen Roman und mehreren kürzeren novellistischen Skizzen die alberne cechische Kleinstadt geschildert; sie hat ein umfangreiches populär geschichtliches Werk über Frauen geschrieben, wo besonders die böhmische Reformation verherrlicht wird; sie hat das Leben ihrer Lieblingsschriftstellerin Karolina Svetla liebevolund allzu ausführlich erzählt; sie hat auch ethnographische Fachwerke, die sich mit dem ostbähmischen Volke beschäftigen, verfaßt. Diese Schriften, die ursprünglich größtenteils unbeachtet blieben, sind als wichtige Vorarbeiten ihrer späteren Werke anzusehen. Aus der konventionellen Banalität und seichten Mittel-