- 381 nur deshalb, daß sich seine Romane fast ausschließlich im Böhmerwalde bewegen. Während Stasek ein zäher, in sich gekehrter, grübelnder Charakter, ein nüchterner, sachlicher Beobachter, ein düsterer, ernster Denker, ein kunstloser, manchmal sogar unbeholfener Erzähler ist, weiß der frische, bewegliche Klostermann den Leser durch spannende Handlung, durch leichte, anmutige Erzählungskunst, durch angenehmen Plauderton selbst auf die Dauer zu fesseln. Als deutsch schreibender Nachfolger der beiden vorzüglichen Dichter des Böhmerwaldes, Joseph Rank und Adalbert Stifter, hat Klostermann seine Tätigkeit mit den anmutigen bBöhmerwaldskizzen« (1890) begonnen. In seinen breit angelegten Erzählungen aus dem Leben der Holzfäller, Heger und Glasarbeiter des Böhmerwaldes - die umfangreichen Romane b Vraji sumavskem« (,Im Paradiese des Böhmerwaldes«, 1893) und »Ze sveta lesnich samot« (bAus der Welt der Waldeinsamkeitc, 1894), welche eine große Reihe verwandter Bücher eröffnen, sind wohl die besten - dringt er allerdings nie in die Tiefe. Geschickt flicht er den konventionellen, erotischen Faden in eine eingehende Schilderung der eigenartigen Lebensverhältnisse an der böhmisch - bayrischen Grenze ein; leidenschaftliche Szenen umrahmt er gewandt mit breiten, lyrisch angehauchten Landschaftsschilderungen, und so erwarten den Leser, der ja bei Klostermann keine feinere Psychologie, keine realistische Kunst suchen darf, immer neue Überraschungen. Auch gehören seine Bücher wohl zu dem Besten, was die cechische Litteratur auf dem Gebiete des Unterhaltungsromanes aufzuweisen hat. Keinem von diesen Novellisten wurde ein ähnlicher Erfolg zuteil, wie ihn am Anfange der neunziger Jahre K. V. Rais ernten konnte; kaum hatte er in zwei Bänden seine Erzählungen aus dem nordböhmischen Volksleben gesammelt, erklärte ihn das begeisterte Publikum, dem auch die Kritik aufrichtig zustimmte, für seinen Liebling, und man knüpfte die schönsten Hoffnungen an seinen Namen, als ob mit ihm die langersehnte realistische Kunst in Böhmen eingezogen wäre. Doch dieser Erzähler, dessen Gesichtskreis seine engen Grenzen hat, konnte nicht mehr bieten, als was bereits in seinen allerersten Büchern enthalten war; er wiederholte sich später immer, erweiterte in seinen großen Prosawerken den seelischen Inhalt seiner kürzeren Novellen, machte dem sentimentalen Geschmacke seiner Leser immer neue Zu-