- 379 Die Kosmak-Schülerin Frantiska Stranecka (18391888), deren Erzählungen viel naiver, schlichter und sachlicher, aber dabei matter und süßlicher als jene ihres Meisters wirken, eröffnet die Reihe der Schriftstellerinnen , die in den achtziger Jahren das Volksleben treu und liebevoll geschildert haben. Zu dieser Gruppe gehört vor allem Frau Gabriela Preissova (geb. 1862). Mit ihren späteren kon~entionellen Novellen aus der feinen Gesellschaft und aus dem Bauernleben in Kärnten hat sie ihre Erstlingswerke nicht erreicht; doch als sie am Ende der achtziger Jahre mit ihren duftigen frischen »Obrazky ze Slovacka«: (»Bilder aus der Slowakei«:, 1889) und zwei naiv naturalistischen Dramen aus dem slowakischen Familienleben debütierte, war man einfach entzückt über ihr jugendlich überschäumendes Temperament, ihre knappe Erzählungskunst , ihre scharfe abgerundete Charakteristik, ihre anmutige, saftige Sprache; je kürzer und gedrungener ihre Novellen waren, desto stärker war ihre Wirkung; größere Kompositionen dagegen mißlangen Frau Preissova gänzlich. Gleichzeitig mit ihr schilderten das slowakische Leben zwei andere Novellisten, die jedoch mehr als einfache Erzählungskunst bieten wollten: Jan Herben und Alois Mrstfk. J an Herb en (geb. 1857) ist vom Geschichtsstudium zur Journalistik übergegangen, blieb dabei aber ein temperamentvoller Slowake, ein treffsicherer Beobachter, ein scharfzeichnender Charakteristiker seines Landes und seines Volkes; die novellistische Begabung gesellt sich bei ihm zu dem ethnographischen Interesse. Außer einigen Novellensammlungen erschien von ihm ein starker Roman »Do tl'etiho a ctvrteho pokoleni «: (»Bis ins dritte und vierte Geschlecht«:, 1892); das tägliche Leben ganzer Geschlechter des slowakischen Volksstammes wird hier mit dem konsequenten Realismus geschildert, und dabei werden auch die verborgenen Lebenskräfte zu erfassen gesucht. Bei aller liebevollen Detailkunst des Verfassers leidet sein Roman doch unter der fehlerhaften Komposition und unter dem Mangel an Übersichtlichkeit und bleibt im ganzen ein formloses Werk. Später hat sich Herben, der journalistische Apostel Masaryks, vom mährischen Boden ganz losgelöst, und doch konnte er auf den intimen Verkehr mit der Volksseele nicht verzichten. Nun wird Südböhmen, die Wiege der hussitischen Bewegung, der Schauplatz seiner