- 376 gesellschaftlichen Leben wurzelnd, bald auch für die Litteratur einflußreich wurde. Dem ethnographischen Interesse, das sich aus der romantischen Vorliebe für Volkspoesie und Volkssage entwickelt hat, begegneten wir bereits bei Nemcova, Erben und Susil; doch diese Schriftsteller haben fast ausschließlich die Erzeugnisse der volkstümlichen Wortkunst berücksichtigt. Etwa gleichzeitig studierte der geniale cechische Maler Josef Manes mit geradezu wissenschaftlicher Genauigkeit die cechischen und slowakischen Volkstrachten und Volkstypen. Später wurden auch die volkstümlichen Sitten und Gewohnheiten sowie der Volksaberglaube aufgezeichnet und untersucht, wobp.i noch die wissenschaftliche Romantik mit ihren abenteuerlichen, überall Mythisches und Heidnisches aufzuspürenden Hypothesen ihr böses Spiel trieb. Eine wissenschaftliche Volkskunde gab es damals in Böhmen allerdings nicht, doch es fehlte keineswegs an ethnographisch interessierten Liebhabern und Sammlern. Einige Provinzialmuseen, besonders das reiche Olmützer Museum in Mähren, legten große ethnographische Sammlungen an, und deren bezügliche Vorstände, zahlreiche Damen darunter, lieferten in ihren fleißigen Monographien schätzenswerte Vorarbeiten zu der cechischen Volkskunde. Als dann im Jahre 1891 aus der Jubiläumsausstellung in Prag, mit der auch die Gründung der ersten cechischen ethnographischen Fachzeitschrift, 'Ceskj lid " (~Das cechische Volk,,> durch den fleißigen und umsichtigen Folkloristen Cenek Zibrt (geb. 1864) zusammenfällt, der glückliche Plan einer selbständigen ethnographischen Ausstellung gefaßt wurde, loderte ethnographische Begeisterung in ganz Böhmen und Mähren in den hellsten Flammen auf; man sammelte eifrig die immer mehr verschwindenden Überreste der volkstümlichen Industrie, alte Trachten und Stickereien, altes Geschirr und alte Möbel; veranstaltete kleine Expositionen in böhmischen und mährischen Kreisstädten; volkstümliche festliche Aufzüge und altertümliche Feierlichkeiten wurden neu belebt und öffentlich vorgeführt. Die großartige ethnographische Ausstellung ()Narodopisna vjstava ceskoslovanska,,) in Prag im Jahre 1895 schenkte auch dem Schriftsteller, dem Maler, dem Architekten, dem Musiker reichhaltige Belehrung und fruchtbare Anregung; ein großes, auf streng wissenschaftlicher Grundlage aufgebautes ethnographisches Museum (»Narodopisne museum ceskoslovanske,,) wurde später