- 370 hier nicht unerwähnt bleiben; es sind Xaver Dvofak, Jaroslav Kvapil und Jaromir Boreckj. Als der einzige cechische katholische Dichter von Bedeutung wußte X ave r D v 0 f a k (geb. 1858), ein Katechet von Beruf, die blendende W ort- und Verskunst V rchlickjs, seinen üppigen Bilderreichtum, seine schwungvolle Rhetorik in den Dienst der pompösen kirchlichen Liturgie, der katholischen Mystik zu stellen. In seinen Gedichtbüchern, von denen besonders ~Stinem k usvituc ("Durch Schatten zur Morgenröte«, 1891) und »Sursum corda« (1894) hoch stehen, improvisierte er einige erhabene, manchmal allerdings hieratisch starre Gedichte auf das dem großen Symbolisten Verlaine geläufige Thema, wie sich eine todesmüde Seele aus ihrer Verzweiflung in die geistliche Wonne der mystischen Vereinigung mit Gott rettet, und wie sie im Marienkultus sowie im \V under der Eucharistie einen neuen Stachel der Wollust findet. Aus jüngeren katholischen Dichtern hat sich eine ganze litterarische Schule, die sogenannte "Katholische Moderne« gebildet; sie stand teils unter Dvoräks Eiufluß, teils unter unmittelbarer Einwirkung der französischen und katalanischen Poesie, teils aber schloß sie sich am engsten an das Volkslied an und wollte die gesamte katholische Dogmenlehre, ja das ganze Leben vom Höhepunkte eines niedrigen Kirchturmes aus besingen. Dies scheiterte jedoch als ein unglücklicher Versuch, den auch die Annäherung an den Reformkatholizismus nicht mehr retten konnte. Reine religiöse Poesie findet man in der Schule Vrchlickjs sehr selten, da der liberale Indifferentismus zur Grundlage ihrer Weltanschauung gehört; V rchlick-y selbst ist allerdings eine große Ausnahme; er hat zahlreiche tief fromme und erhaben gottestrunkene Gedichte geschrieben. Viel christlicher als die dichtenden Priester aus der "Katholischen Moderne« mutet der weichliche Ja n R 0 k y t a an, unter welchem Decknamen sich der eifrige Vorkämpfer der slawischen Wechselseitigkeit Adolf Cerny (geb. 1864) versteckt. Für den katholischen Kultus, für die Poesie der Marienverehrung, für den leidenschaftlichen Mystizismus hat dieser kirchenfeindliche und menschenfreundliche cherubinische Wandersmann aus dem Gefolge Leo Tolstois keinen Sinn; seine keusche, bleichsüchtige Lyrik, die den verwickelten Wirklichkeiten des modernen Lebens aus dem Wege geht, sehnt sich nach