337 versuchte er sich litterarisch; schon damals liebte er das Theater leidenschaftlich. In Prag studiert Jirasek dann Geschichte, verkehrt mit jungen Schriftstellern und Künstlern und schließt eine besonders innige Freundschaft mit dem eigenartigen Maler und Zeichner Mikulas Ales, welcher ebenso wie Jirasek Schlachten und Soldaten liebt, aber dabei einen monumental-nationalen Zug stark betont, was auch für den jungen, damals schlecht und recht versifizierenden Historiker von Bedeutung ist. Der Beruf des Mittelschullehrers führt den dreiundzwanzigjährigen Mann nach Leitomischi, wo er dann vierzehn Jahre verbringt. Drei Kulturströmungen berührten und vermischten sich in dieser stillen, vornehmen Stadt üstböhmens, und alle drei befruchteten den frischen Geist des jurigen Forschers und Erzählers: die altehrwürdige Piaristenschule hielt fest an den sazerdotalen Traditionen, welche bis in das 17. Jahrhundert zurückgreifen; um das feine hochadelige Schloß schwärmten die zarten Geister des leichtlebigen Rokoko, während die Bürger der altertümlich erhaltenen Stadt noch immer das Vermächtnis der Biedermeierzeit aufrecht hielten; später wurde Jirasek auch mit den Lebensformen der Landbevölkerung in der Umgebung von Leitomischi vertraut. Seine Jugend und seine Leitomischier Zeit hat Jirasek selbst in zwei Bänden seiner Erinnerungen anschaulich und kunstlos geschildert; weniger wäre über die nächsten zwanzig Jahre zu berichten, die er als Gymnasialprofessor in Prag verbrachte: es sind Jahrzehnte voll von Arbeit und Erfolgen. In seinen ersten Arbeiten, die entweder schlichte Volksfiguren aus des Erzählers Heimat mit den Mitteln V. Haleks vorführen oder das wüste Soldatenleben aus den verschiedenen Kriegen der neueren böhmischen Ge~chichte schildern, war Jirasek ein frischer, sachlicher Genremaler, dessen Darstellung unter einer sprunghaften, skizzenmäßigen Schreibart , von welcher er sich auch später nicht ganz loszumachen vermochte, zu leiden hatte. Bald wagte er sich an größere Kompositionen; die verschiedensten Zeitalter der böhmischen Geschichte, von den ersten Anfängen des Christentums bis zu der unsicheren Dämmerung der nationalen Wiedergeburt mußten herhalten, um zu einer eigentümlichen Mischung der landläufigen Romantik mit sorgfältigem kulturhistorischen Detail den Hintergrund zu bilden; für die Schilderungen der Bauernaufstände sowie für Darstellungen aus ]akubec-Novak, Cechlsche Lltteratur. 22