- 335 Böhmen«, seit 1881, bisher 14 Bände) geben eine bis in das unbedeutendste Detail eingehende Geschichte des altböhmischen Adels in monographischer Form und topographischer Reihenfolge und bilden mit ihrer klaren und einfachen Darstellung ein willkommenes Hilfsbuch, geschaffen für die historischen Novellisten. Allein der Erzähler, welcher aus Sedlaceks riesenhaftem, durchaus in hussitischem Geiste verfaßten Werke am nachhaltigsten und dankbarsten hätte schöpfen können, der begeisterte Chronist und elegisch beanlagte Pathetiker Va c 1 a v Ben e s Trebizsky (1849-1884), hat nur die allerersten Bände dieses. monumentalen Hilfsbuches erlebt; in seinem fünfunddreißigsten Jahre hat der Tod den schmächtigen, schwindsüchtigen katholischen Priester dahingerafft. Auch er war ein fleißiger Sammler, der sich an alten vergessenen Chroniken und verstaubten Aktenstücken aufrichtig erfreute; auch er interessierte sich fast wissenschaftlich für die Geschicke von altertümlichen Burgen und ritterlichen Adelsgeschlechtern, auch für ihn waren die Hussitenkriege und die Gegenreformation das wichtigste Thema der vaterländischen Geschichte. Doch alles wurde bei diesem ungemein produktiven Schriftsteller eine Novelle, eine sentimentale, konventionell gehaltene Erzählung, in der von einer realen Lebenskenntnis und einer sicheren Psychologie leider wenig zu spüren ist. Dieselben recht matten und blutlosen Typen kehren in schematischer Anordnung immer wieder, dieselben geheimnisvollen, romanhaften Motive werden immer von neuem mühsam ausgesponnen und kunstlos verwoben, derselbe salbungsvolle, übel pathetische, manchmal auch weinerliche Predigerton verhüllt mit seinem unerträglichen Weihrauchsqualm seine Erzählungen. Doch dabei wurde Trebizsky der volkstümlichste Prosaiker in Böhmen; man liest noch heute seine dicken Novellenbände, die unter den bezeichnenden Titeln: )Pod doskovymi strechami«, ) V cervancich kalicha«, )V lesku kalicha«, »Pobelohorske elegie« (»Unter den Strohdächern«, »In der Morgenröte des Kelches«, »In dem Glanze des Kelches«, )Elegien aus dem Dreißigjährigen Kriege«) in den achtziger Jahren erschienen sind, mit patriotischer Begeisterung, und selbst die Liberalen sind stolz auf den cechischen )Hussitenpriesten, der ja unter seinen zelotischen und ultramontanen Amtsbrüdern eine seltene Ausnahme ist.