- 288 sich bilden, den erwarteten Erfolg nicht hatten, widmete seine besten Kräfte einer neuen Liedersammlung »V pfirode" (In der Natun 1872-1874). Es sind wiederum kleine landschaftliche Bildchen und Naturskizzen, wie Halek sie auch in seinen frischen Feuilletons und Reiseschilderungen zu zeichnen wußte, anmutige, oft kecke Liebeslieder, wie in seiner älteren Sammlung; hier und da spukt noch immer Heine und Lenau; oft wird der erhabene Naturpantheismus zu einer Naturschwärmerei verwässert. Doch der erotische Gefühlsdusel ist schon gänzlich überwunden; es meldet sich vielmehr ein köstlicher Humor, eine vorzügliche Detailmalerei. Aber wenn der Dichter philosophisch meditieren will, werden seine Gedanken über die ewig gültigen Naturgesetze oft zu bösen Gemeinplätzen, deren süßlicher Optimismus auf die Länge ganz unverdaulich ist. Der Dichter versöhnt jedoch bald seinen verstimmten Leser, indem er mit ein paar plastischen Bildern, in wenigen kräftigen Versen das geheimnisvolle Waldweben und Waldrauschen hervorzuzaubern weiß. Dieses Versbuch wirkte auf die cechische Lyrik am stärksten; selbst Jaroslav Vrchlicky, dessen poetische Kunst ihre Anregungen größtenteils von der ausländischen Dichtung empfangen hat, ließ es in seiner ]ugendzeit auf sich wirken; wogegen sich Svatopluk Cech an Haleks byronistische Verserzählungen angeschlossen hat. Von Haleks hübschen Novellen aus dem Volksleben konnte die realistische Prosadichtung erst später manches lernen. Haleks berückende Persönlickkeit und leicht zugängliche Poesie stellte seinen treuen Kommilitonen und Freund, den weit bedeutenderen und tieferen Künstler J an N eruda (1834-1891), sehr lange in den Schatten. Man sah in ihm jahrelang nur einen begabten Journalisten, einen flotten Causeur, einen anmutigen Stilisten, der alle Spielarten der leichten Prosaskizze, vom ausgelassenen Feuilleton bis zur genrehaften Kleinmalerei des modemen Lebens, von der farbenreichen Reiseschilderung bis zum geistreichen Theaterberichte meisterhaft beherrschte; man nahm zugleich an, daß seine dünne lyrische Quelle, die er in seiner Jugendzeit durch Röhren und Druckwerk aus sich heraufpressen mußte, vollständig versiegt sei, und daß er, ein strenger Walter der schonungslosesten Autokritik , ehrlich genug sei, dieses sich selbst zu gestehen. Sein ganzes Verhalten der Öffentlichkeit gegenüber schien diese Annahme zu bekräftigen: nach-