- IV kann wie die Litteraturen der westlichen Völker. In ihrer ältesten Periode spiegelt sich der Geist des Mittelalters treu ab. Danfindet in ihr der Kampf des cechischen Volkes für die Freiheit des Denkens und der Überzeugung zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts den Ausdruck und verleiht ihr einen eignen Ideengehalt. In der neueren Zeit blüht nach einer Wiedergeburt, die man geneigt war für ein Wunder der Geschichte zu betrachten, das geistige Leben des cechischen Volkes in vollem Inhalt und weitem Umfang auf: in Kunst und Wissenschaft, im kulturellen, politischen und sozialen Streben meldet es sich um seinen Anteil an den Errungenschaften der Kultur in der großen Gemeinde der gebildeten Völker und wird nicht müde, sich noch weitere, ihm gebührende Kulturbedürfnisse zu erringen. Im Kampfe für seine nationale Existenz reicht ihm seine Geschichte den verläßlichsten Wegweiser zu seinem Ziele: so oft seine Vorfahren für die Freiheit und den Fortschritt, für die höchsten Güter der Menschheit rangen, gewann es, wenn auch manchmal von fremden Völkern hart bekämpft, doch ihre Achtung; da wuchs auch die Bedeutung seiner Litteratur. Die cechische Kunst, namentlich die Musik und die bildende Kunst, hat sich schon den Eintritt in die weiteste Welt erworben. Hier und da wird auch schon das Interesse für die cechische Poesie und Litteratur rege. Unser Buch, welches dem Programdieser Sammlung gemäß die Poesie in engerem Zusammenhange mit der Wissenschaft, namentlich der Geschichte und Philosophie, mit dem politischen und kulturhistorischen Hintergrunde darzustellen versucht - für einen fremden Leser war es notwendig denselben etwas umständlicher zu zeichnen -, soll zugleich der cechischen Litteratur den Weg in die weitere Welt ebnen. Die Aufmerksamkeit, die der cechischen Poesie in der letzten Zeit von größeren Völkern gewidmet wird, entspricht bei weitem nicht der Bedeutung derselben in der allgemeinen Entwicklung der Dichtkunst. Sind ja die vornehmsten cechischen Geister fähig, durch ihre Leistungen den Bestrebungen ihres Volkes eine ähnliche Achtung des Auslandes zu erwerben, deren sich in der neueren Zeit bei ihm die Litteraturen mancher kleinen Völker schon erfreuen. * * *