368 Wilde, den Lieblingen der cechischen Dekadenten, verarbeitet hat. Jifi Karasek ze L vovic, der stolze Sprosse eines altertümlichen, jedoch verschollenen böhmischen Adelsgeschlechtes , treibt das Paradoxe der poetischen Dekadence und des unzeitgemälsen Aristokratismus bis auf die Spitze. In seiner Frühzeit wollte er die dunkelsten Abgründe des Lebens erforschen, wo Verfall und Vernichtung gähnen; wollte aus allen giftigen Bechern der Sinneslust , von der Krankheit und dem Tode gemischt, gierig trinken; wollte an dem gespensterhaften Karneval perverser und absurder Erotik teilnehmen; wollte den Genuls bis zu der Grenze des verachtenden Ekels ergründen. In seinen 1> Unterhaltungen mit dem TodeSexus necansSodomaAbsurdes Lieben« (1905) bietet Karasek in fast orientalischen Farben und dumpf sinnlicher Sprache eine perverse Erotik, die absichtlich mit der Idee des Sadismus und der Knabenliebe spielt und das Verhältnis zwischen Mann und Weib als ein grausames Drama der gegenseitigen Verachtung und Verabscheuung darstellt. In der letzten Zeit vertieft Karasek sein Grundthema und lälst seine dekadenten, entnervten Helden, die oft suggestiv in die elegische Umgebung Alt-Prags hineingepalst sind, nicht nur an eitler Sinneslust und bitter schmeckendem Genusse, sondern vielmehr am Scheitern ihrer illusionistischen Träume, ihrer spätromanischen Ideen in einem konsequenten Nihilismus zugrundegehen. Einer der jungen Nachfolger Karaseks, der feine Lyriker Karel Hlavacek (1872-1898), setzte diese absurden Grundsätze der Cechischen Dekadence in Wirklichkeit um. Nachdem er dekadente Stimmungen und aristokratische Neigungen, die für diesen armen Arbeitersohn aus dem Prager Proletarierviertel nur angelernte Allüren sein konnten, in fast lückenloser Vollständig~ keit in einem dünnen Gedichtheftchen klargelegt hatte, traten Krankheit und Tod in schrecklicher Gestalt an ihn heran und zwangen ihn, seine aparte poetische Maske wegzuwerfen. So besingt der