- 357 die französischen Symbolisten den metaphysischen Sinn der Poesie und die zartesten Geheimnisse der Verstechnik erschlossen. Später ist Ralda in die strenge, puritanische Schule eines Carlyle, eines Ruskin, eines Emerson gegangen, und hier hat er das ethische Pathos, die künstlerische Moralphilosophie, den seherhaften , wuchtigen Predigerton gelernt. Zuletzt endlich empfing er reiche Anregungen von der Kunstkritik, in der er sich auch mit Erfolg versuchte, um vornehmlich die französischen Impressionisten dem cechischen Publikum nahe zu bringen. Salda, der stärkere Eindrücke aus Büchern und Kunstwerken als von Menschen und aus der Natur empfängt, entnahm diesen Vorbildern nur solche Elemente, die seinen eigenen Ideengang befruchten und fördern ~ konnten. Immer betonte er, dars es in der Kunst in erster Reihe auf einen schöpferischen, uno erschrockenen, ja geradezu heldenhaften Charakter ankomme, der seine Intelligenz und seine Technik möglichst fein zu bilden, seine Sinne und Instinkte dagegen möglichst rein zu erhalten habe. Nur ein solcher Künstler, sei es schon in der Poesie oder in den bildenden Künsten, könne die hohen Forderungen erfüllen, die man an die moderne Kunst stellt: nämlich in lebendigen Symbolen das grofse, erhabene Weltdrama vorzuführen, dessen ewige Schauspieler der Gedanke und der Schmerz, die Liebe. und der Tod sind. Um Ralda, den unbarmherzigen Kritiker und gefürchteten Polemiker, gruppiert sich eine ganze kritische Schar, die mutig und siegreich gegen das bequeme Epigonentum ~nd den seichten Konventionalismus kämpft. Dieses streitlustige Heer, dessen Waffen scharf und blank geschliffen sind, hat zwei Flügel. Auf dem einen kämpfen sozial und ethisch gesinnte Kritiker, die sich von der Hebung des litterarischen Niveaus und Geschmackes zugleich einen bedeutenden Fortschritt ihres gesellschaftlichen Ideals versprechen, wobei allerdings, oft nur halbbewufst, das böse Teufelchen der Tendenzlitteratur sein Pfötchen zeigt. Der Vorkämpfer der sozialdemokratischen Weltanschauung, der schwungvolle Litterar- und Musikkritiker Frantisek V. KrejCi (geb. 1867), der in seinem geistreichen Buche über Smetana (1900) auf eine ganz originelle Weise gegen den Wagnerismus Partei ergriffen hat, liebt es in seinen oft ganz rhapsodischen Kulturträumen und Herzensergiefsungen eine glückliche, lebens-