- 356 nationalen Kampfes klargelegt hat; man übersah, daLs aus diesen »hochverräterischen« Zeilen ein lebensmüder, kranker Geist sprach, der vom Leben tückisch betrogen war. Immerhin wirkte H. G. Schauer, dessen kritische Aufsätze noch der Sammlung harren, auf die Jugend sehr anregend; obzwar er kein eigentliches Verständnis für die ästhetischen Fragen hatte, befruchtete er die cechische Kritik ungemein. Doch das Verdienst, daLs dieselbe aus einer starr doktrinären Disziplin, welche von engherzigen und pedantischen Krittlern mit schulmeisterlichen Grundsätzen und Manieren oder aber von hausbackenen Moralpredigern beherrscht worden war, zu einer selbständigen Gattung, zu einer autonomen Kunst erhoben wurde, - dieses Verdienst gebührt dem hochbegabten Fra n t i s e k X. S a I da (geb. 1868), dem entschieden bedeutenderen Freunde H. G. Schauers. Dreierlei ist bei F. X. Salda bemerkenswert: sein Stil, seine Methode, seine Persönlichkeit. Ralda hat eine neue kritische Sprache geschaffen, die aus einer eigentümlichen Mischung von Elementen entstanden ist: das poetische Pathos berührt sich hier mit der wissenschaftlichen Terminologie; die lyrische Metapher wechselt mit fach psychologischem Ausdrucke; eine farbenreiche Reihe von andeutenden Analogien paart sich mit streng präzisierender Abgrenzung; geistessprühende Ironie durchsetzt den erhabenen Flufs der Rede. Zu diesem wundervollen Stile, den ich etwa mit Hofmannsthaiseher oder Kassnerscher Prosa vergleichen möchte, hat Salda bereits in seinen älteren, meistens vernichtenden kritischen Referaten, die immer das beurteilte Buch zum Ausgangspunkte allgemeiner Betrachtungen machten, Anläufe getan; später hat er, ein gelehriger EmersonSchüler , die Essayform liebgewonnen und in ihr mit einem ganz eigentümlichen Zauber der Essenz die Kunstprobleme gelöst, welche für ihn zugleich immer Lebensprobleme waren. Sein Essaybuch »Kämpfe um den morgenden Tage (1905) gebört zu den schönsten Proben der cechischen Wortkunst. Saldas kritische Methode ist ein Kunstprodukt, an dem manche Einflüsse mitgearbeitet haben. Zuerst waren es die grofsen französischen Stilkünstler wie Flaubert und die analytischen Kritiker, mit Taine obenan, die Salda gelehrt haben, die Kunst als eine organische, mit den verborgensten Nerven des Nationallebens verbundene Lebensfunktion zu betrachten; dann haben ihm