- 346 Ohnet und vom späteren Bourget beeinflussen; der leichte Konversationsstil verschmähte auch die billigsten feuilletonistischen Floskeln nicht - so hat den ehrlich aufwärtsstrebenden Romanpsychologen der nach Erfolg haschende Modeschriftsteller vetdrängt. Die Entwicklung des cechischen realistischen Dramas geht mit der Geschichte des Realismus im Romane und in der Novelle Hand in Hand; ja es tauchen hier dieselben Namen auf. Doch hier wurde kein bedeutendes Werk geschaffen, das sich fremde BUhnen erobern und dadurch seine Wirksamkeit erproben könnte; auch das Beste, was auf dem Gebiete des realistischen Schauspieles hervorgebracht wurde, war nur von lokaler Bedeutung oder nur in seiner Entwicklungsreihe beachtenswert. Fremde Einflüsse, wie der russische Realismus, das Ibsensche Drama, die deutsche naturalistische Schule, zeitigten fast keine FrUchte in der cechischen BUhnendichtung, wiewohl die Kritik die fremden dramatischen Reformer kundig und liebevoll interpretierte und das cechische Theaterpublikum fUr das Verständnis derselben allmählich erzogen wurde. Selbst die Schauspieler, die für ihre realistischen Rollen eingehende Studien im Leben machen und zahlreiche Vorbilder finden konnte, taten hier ihr m:öglichstes. Als die cechischen Dramatiker ethnographische Genrekunst, volkstümliche IÖeinmalerei bevorzugten, besalsen sie in Jindfich Mosna (geb. 1837), einem genialen Komiker, den besten Darsteller für Originale aus dem Volke, der seine altertümlichen Figuren mit packender Kraft und eigenartigem Humor vorfuhrte. Als dann unter dem russischen Einfluls die moderne Alltagstragik auf der Prager BUhne einzog, fand sie in Frau Maruska Bittnerova (1854-1898) ihre vorzügliche Darstellerin, die jedoch allzu fruh das Theater verlassen hat. Endlich wufste Frau Hanna Kvapilova (1866-1907), ein sehr kompliziertes modernes Frauenwesen in der Art von Eleonora Duse oder Agnes Sorma, mit ganz erstaunlicher psychologischer Tiefe und taufrischem, lyrischem Zauber die Leidensgeschichte des Weibes und seine sehnsüchtigen Träume von neuer Schönheit und Herrlichkeit des Lebens zu interpretieren; aber als sie sich zu einer Monumentalität, ja klassischen Schönheit der Darstellung erhoben hatte, verwehte sie der Tod wie ein scheues Frühlingsmärchen. N9ch tief in die achtziger Jahre hinein galt die grofse