- 345 eifrige Beschäftigung mit der Pariser Boulevard-Litteratur, verzweigte Verbind ungen mit' der politischen Welt, wo er als gesChickter Journalist warme Aufnahme fand, oberflächliches Studium der modernen Philosophie, liebhaberische Neigungen für die bildenden Künste erweiterten seinen Gesichtskreis, verschärften seinen Blick, verfeinerten seinen Stil. Von nun an verfolgte Hladik, der viel, aber immer flüchtig arbeitete, höhere Ziele. Er wollte den Prager Roman, der unter der kleinstädtischen Geistesenge der ~echischen Novellisten zu leiden hat, und der sich in den niederen Schichten der Prager Bevölkerung zu bewegen pflegt, nun auf ein höheres gesellschaftliches Niveau heben, ihn mit Pariser Eleganz und kosmopolitischen Farben ausstatten und einen leichten, sprühenden, funkelnden Konversationston für ihn schaffen. Mit diesen Bemühungen konnte er sich auf einen älteren, allerdings etwas vergessenen Vorgänger berufen, auf den geistreichen, paradoxen, ironisch beanlagten Ja n Li e r (geb. 1852); dieser konsequente Kosmopolit und schonungslose Feind des cechischen Spiefsbürgertums persiflierte in einem leichten feuilletonistischen Stil die böhmischen Schildbürger und schilderte ironisch die Prager Bourgeoisie. Doch Lier verstummte plötzlich, sein Gebiet lag ganz brach und auch das Genre, das er souverän ganz beherrscht hatte, die scharf, pointierten Erzählungen aus dem Leben der Eisenbahnbeamten, fand nach ihm keinen Bearbeiter mehr. So errang Hladik mit seinen Romanen »Leidenschaft und Krafte (1903), »Evzen Voldanc (1905) und» Valentins Frauen~ (1906) einen grofsen äu(serlichen Erfolg; doch immer deutlicher wurden die tief eingreifenden Fehler seiner Werke ersichtlich: keiner von diesen Romanen hielt, was er versprochen; auf eine fesselnde und inhaltsreiche Exposition folgte eine lückenhafte Handlung, die aus bunten Liebesabenteuern und seichten Dialogen zusammengesetzt war, und endlich eine gewagte, schroffe, vom Autor kaum vorbereitete Katastrophe. Dieselben Charaktere kehrten unter anderen Namen in allen Roman~· Hladiks wieder; die Liebespsychologie zeigte eine bedenkliche Einseitigkeit, einen ganz oberflächlichen Sensualismus, einen kokett femininen Zug; die Eleganz war verlogen und oft ganz sinnlos; neben Balzac und Flaubert, die Hladik oft verherrlicht, tiefs er sich auch von