- 342 Sachlichkeit. Aus seiner ersten Periode ist ein grofsartiger sechsteiliger Roman )Der Aufschwunge (1898) zu nennen, wo der Dichter mit behaglicher Breite die Lebensgeschichte seiner eigenen Familie erzählt; noch höher stehen sejne schönen Novellen, die ihre Weihe von Turgeniew empfangen haben; unter dem bezeichnenden Titel ~Stimmungsvolle Erzählungene (1894) hat er sein bestes auf dem Gebiete der Novelle geboten. In der neuesten Zeit hat F. X. Svoboda seinen Stoffkreis erweitert: er schildert das reiche Prager Bürgertum, die emporgekommene Welt der Kaufleute und der Grundherren, wie sie mit der jUngeren Intelligenz in Verbindung treten. Ein kolossaler, teilweise ganz seichter und konventioneller Roman .• Der FluIs~ (1904) gehört zu dieser Gattung; in ihm treten auch Svobodas Mängel stark hervor: seine breite Formlosigkeit I sein Hang zu geschwl'itziger Plauderei, seine schematische Psychologie der erotischen Leidenschaft, sein altkluger Optimismus, sein nur ganz leicht verhülltes Spiefsburgertum, das glaubt, alles, was es selbst nicht zu begreifen vermag, verwerfen und verurteilen zu dürfen. Svobodas Freund und Zeitgenosse M a t ~ j An ast a s i a Aima~ek (geb. 1860) hat mit ihm manchen Zug gemeinsam: auch er hat als lyrischer Poet, bei dem sich die Poesie zu sehr n die Dienste der Reflexion stellt, debutiert; auch er ist von kIemen Milieuschilderungen zu grofsen gesellschaftlichen Romanen, die den Einflufs der Russen verraten, übergegangen, auch er hat aufser der novellistischen auch die dramatische Form benutzt. Doch weder Svobodas feiner Natursinn noch seine innige Liebe zum Landvolke ist bei Sima~ek zu finden; er gibt sich vielmehr als moderner Grofsstadtmensch. 8imacek, ein ehemaliger Zuckerfabrikbeamter, wurde durch seine vortrefflich beobachteten Bilder aus dem Leben der Zuckerfabrikarbeiter und Beamten, welche der cechischen Prosa ein neues Gebiet erschlossen haben, berühmt, auch sind z. B. seine Erzählungen .• Bei der Schneidemaschine« (1888) und )Die Seele der Fabrik> (1894) sehr lebendige, frische Werke. Nachdem er dann in einem ziemlich trostlosen Roman aus derselben Lebenssphäre »Der Vater« (1891, deutsch von E. Vacano) das Dostojevskij-Problem von Schuld und Sühne verarbeitet hatte, suchte er nach einem neuen Stoffgebiete, neuen Milieu, wobei er ebenso seine bemerkenswerte Begabung für das moderne Gesellschaftsstudium wie einen nahezu peinlichen Mangel