- 337 keit sucht und sich in diesem schicksalsschweien Wahrheits- und Freiheitsdrange verzehrt. Einmal ist es der böhmische Emigrant ~Jan Jilekc (1905), der in aerlin stirbt; dann ein starrköpfiger Sektierer, der Weber ~Jifi Rmatlanc (1906), welcher als sozialdemokratischer Schwärmer endet; oder im letzten ihrer Werke ~Auf dem Bauernhofe Librac (1907) ein rechtschaffner aufgeklärter Bauer, dessen intimes Liebes- und Familienglück eng mit der politischen Geschichte von 1848 verwoben ist. Die wortkarge, gedankenschwere und scharfe Kunst von Tereza Noväkova überzeugt durch ihre männliche Wucht und ihren mutigen Wahrheitssinn, was man von den meisten Arbeiten ihrer männlichen Kollegen nicht eben behaupten könnte. Der feste Boden der ethnographischen Beobachtung, auf den sich die cechische Dorfgeschichte stützen konnte, fehlte sonst durchaus dem Roman und der Novelle aus dem böhmischen sozialen Leben. Die Schriftsteller besafsen weder das genügende Verständnis für die Lebensformen und Daseinsgesetze des gesellschaftlichen Organismus, noch den hohen kritischen Standpunkt, von welchem aus sie imstande wären, ihre Umgebungen zu beurteilen. So verfielen sie allzu oft in langweiligste Trivialität, in nüchternste Genremalerei , in alberne kleinstädtische Klatschsucht; anstatt das Typische zu erfassen, verkleinerten und verwässerten sie die bunte Fülle des Daseins. Andere konnten sich von der abenteuerlichen Romanhaftigkeit mit ihrer wilden Handlung, mit ihrem romantislShen Beiwerk, mit ihrem sensationellen Beigeschmacke nicht losmachen; realistische, dem modet:'1len Leben entnommene Züge und naturalistische Schilderungen mufsten bei ihnen das romantische Thema verdecken. Zu dieser bedenklichen Zwittergattung, welche die jungdeutsche Schule zur Blüte gebracht und ihr mit dem journalistischen Charakter zugleich auch die sprachliche Stillosigkeit eingeprägt hatte, gehören fast alle Werke von Jak u bAr b e s (geb. 1840), die gegenWärtig in einer grofsen Gesamtausgabe erscheinen. Jakub Arhes, ein Prager Vorstadtskind , dem das Landlebenimmer fremd geblieben ist, hat den liberalen Journalisten und den jovialen Bohemien seiner Frühzeit nie verleugnet. Immer fühlte er sich zu dem politischen und sozialen Gewirre, zu den sozialistischen und polizeifeindlichen Händeln hingezogen, immer juckte es ihn zu agitieren, zu Jakubec-NovU, Cechische Litteralur. 22