- 336 lichsten Wiege der böhmischen Bruderunität, vorführt. Er wilhier dem Pulsschlage der cechischen Volksseele mit aufmerksamer Andacht lauschen; er will die leisesten Schwingungen des cechischen nationalen Geistes, der noch immer tief religiös, ja mystisch lebt und webt, erraten und aus diesen subtilen K~ndgebungen will er eine eigenartige Volkspsychologie konstruieren und sie in den engsten Zusammenhang mit der slawischen Stammesseele bringen. Man kann kalt, ja schroff seinem volkstümlichen Mysticismus gegenüberstehen, man dürfte seinen überspannten Panslawismus nicht teilen können und auch von der mangelhaften Komposition seiner Arbeiten abgestofsen sein: doch den Rang eines überaus ernsten und anregungsreichen Heimatskünstlers wird man ihm nie abstreiten können. Als Frau Tereza Noväkovä (geb. 1853) ihre ersten, streng realistischen Bilder aus der ostböhmischen Hügellandschaft, aus der Umgebung von Leitomischi und Policka veröffentlichte, ist sie schon eine geraume Zeit auf verschiedenen Gebieten der Litteratur tätig gewesen: sie hat in einem grofsen Roman und mehreren kürzeren novellistischen Skizzen die alberne cechische Kleinstadt geschildert, sie hat ein umfangsreiches populär geschichtliches Werk über Frauen geschrieben, wo besonders die böhmische Reformation verherrlicht wird; sie hat das Leben ihrer Lieblingsschriftstellerin, Karolina SvetJa, liebevoll und allzu ausführlich erzählt; sie hat auch ethnographische Fachwerke, die sich mit dem ostböhmischen Volke beschäftigen, verfafst. Diese Schriften, die gröfstenteils unbeachtet blieben, sind als wichtige Vorarbeiten ihrer späteren Werke anzusehen. Aus der konventionellen Banalität und seichten Mittelmäfsigkeit der Kleinstadt hat sie sich zum herben, ernsten Landleben der eigenartigen ostböhmischen Weber und Bauern geflüchtet; die Volkskunlle hat sie zum Studium ihrer sowohl äufseren als auch inneren Lebensart gewiesen; die Beschäftigung mit der vaterländischen Geschichte lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die intimen Wurzeln der cechischen Reformation im Volksgeiste ; K. Svetlä, von der sie ihr sachlicher Realismus scheidet, lehrte sie in dem Volke nach grofsen geistigen Individualitäten, nach vollblütigen Persönlichkeiten zu suchen. So entstanden ihre Monographien der ostböhmischen Volksseele, die tapfer, ehrlich und rücksichtslos die religiöse Wahrheit, die politische Freiheit, die soziale Gerechtig-