- 330 lehrtendünkel und volkstümlicher Schlichtheit, von professO'tenhafter Monomanie und dem köstlichsten Humor, eine wunderbare Mischung der ehrlichsten Begeisterung für jeglichen geistigen Fortschritt des leidenschaftlich geliebten mährischen Volkes und eines bedenklichen Klerikalismus. Auch war Bartos, im Gegensatz zu seinem weit gröIseren Zeitgenossen und Antipoden J. Gebauer, ein kleinlicher und hartnäckiger Purist, dessen Bestrebungen um die Reinheit der Schriftsprache und ihre Bereicherung durch die Mundarten die freie Entwicklung der Sprache eher lähmten als förderten. Doch man wird Bartos gewiIs aus den speziell mährischen Kulturverhältnissen erklären und verstehen können; dasselbe gilt vielleicht in einem noch höheren Grade von einem anderen geistigen Führer Mährens in den achtziger Jahren, von dem kampf- und schreiblustigen Pfarrer V acla v Kosmak (18431898). Liest man Kosmaks umfangreiche, chronikartige Romane oder seine kurzen derben Erzählungen aus dem mährischen Volksleben, so muIs man an Jeremias Gotthelf, den groIsen Epiker aus dem Emmentale, denken. Derselbe naive Naturalismus, der vor keiner schmutzigen Szene zurückschrickt, derselbe breite epische Strom, dieselbe kampfmäIsige, harte Bauernmoral , die ~selbe wilde, leidenschaftliche Zank- und Streitlust, derselbe urwüchsige, oft ganz ungehobelte Humor tritt uns hie wie da entgegen. Doch bei Kosmak drängt sich neben die volkstümliche Moral und die kirchliche Lebensauffassung auch eine ausgesprochen ultramontane Tendenz, welche über den Liberalismus und das Judentum, den Sozialismus und die freisinnige Presse, die freie Schule und den modernen Industrialismus strenges Ketzergericht hält, sehr in den Vordergrund; und so muIs der Epiker allzuoft dem klerikalen Tendenzschriftsteller weichen. E~nso verleidet uns aufdringliche Moral und Polemik seine kleinen halbnovellistischen Skizzen, die er als :. Bilder' aus einem Guckkastenc (1883-1892) in einem Rahmen vereinigt hat: kleine Szenen aus dem Volksleben , anmutige Schilderungen der mährischen Natur, frische Charakteristiken einzelner Dorftypen werden durch die allzudick aufgetragene Tendenz ganz verdorben. Die Kosmak-Schülerin FrantiSka Stranecka (18391888), deren Erzählungen viel naiver, schlichter und sachlicher, aber dabei matter und surslicher als jene ihres Meisters wirken,