- 326 Publikum wollte mit ihren blofs lyrischen Schönheiten nicht vorlieb nehmen. Zeyer brachte biblische Idyllen, irische Legenden, slowakische Märchen, chinesische Intrigenkomödien , spanische Trauerspiele, Haupt- und Staatsaktionen aus der böhmischen Vorzeit - am besten ist das Märchen »Raduz und MahuIena« (1897) und das historische Schauspiel »Neklan« (1893) gelungen -, doch aUe gewinnen sie erst bei der Lektüre. Zeyer war allerdings selbst überzeugt, dafs er vom Theater und vom Publikum ungerecht vernachlässigt, ja ignoriert werde und gab seiner Verstimmung in geharnischten Vorreden zu seinen Stücken Ausdruck. V rchlicky war auch als Dramatiker vielseitig und verwandlungsfähig: man kann die antike Heldensage und den Apostatastoff, die italienische Renaissance und die spanische Gegenreformation, das böhmische Mittelalter und die moderne Gegenwart in seiner dramatischen Bearbeitung finden; man kann seine gewaltige, das attische Drama nachahmende Trilogie »Hippodamiec (18891891) in Begleitung von Fibichs Musik geniefsen; man kann bei ihm sowohl erschütternde Tragik als auch übermütige Faschingslaune empfinden; man wird sich bei ihm an verschiedene fremde Urbilder erinnert fühlen: doch im ganzen wird man von keiner grofsen dramatischen Kunst bei Vrchlicky sprechen können. Nur ein einziges Werk, »Die Nacht auf dem Kar1stein« (1885), eine frische Komödie mit Verkleidungen aus dem Leben Karl IV., hat sich auf dem Repertoire erhalten. Als Dramatiker hat V rchIicky, der sonst überall ein magnus parens gewesen, weder eine Schule gebildet, noch die Schauspieler, die sich doch stets mit seinen Stücken beschäftigen mufsten, für eine stilgemäCse Darstellung des Versdramas erzogen. Erst das realistische Genre aus dem Volksleben hat das cechische Schauspiel verjüngt und ihm neue Kräfte zugeführt.