- 322 Eklektizismus, seinen L'art pour l'artismus; die neue ästhetische Schule vermifste bei ihm strenge W ort- und Bildökonomie , die künstlerische Strenge und poetische Einheit und verlieh in heftigen Polemiken ihrer ehrlichen Anschauung den schroffsten Ausdruck. Doch eine vorurteilslose, ruhige Betrachtung wird eher dem Publikum mit seinen geistigen Führern die Schuld beimessen, dafs V rchlicky so verbittert, so verstimmt geworden ist. Dem hohen, kühnen Fluge von Vrchlickys Poesie, die alles in ihr Berdch gezogen hat, vom verborgensten Zittern der lebendig gewordenen Materie bis zu den erhabensten Problemen der Philosophie und der Geschichte, von den barbarischen Kämpfen des wilden Urmenschen bis zu der Leidensgeschichte des modernen Denkers und Dichters, - diesem Fluge konnte die cechische, durch nationale Vorurteile beengte Intelligenz freilich nicht folgen. Man rief dem stolzen, einsamen Dichter bis zum Überdrufs oft zu: ) Komm, kühner Fremdling, auch unter uns und versuche da mit uns in Freud' und Leid zu leben!« Und der Dichter, der lange genug seinen hohen, einsamen Pfad gewandelt war, folgte diesen Lockrufen der nationalen Menge und ihrer Führer, - er stieg in das ruhige, aber enge Tal hinab und - akklimatisierte sich bald. Da war aber keine günstige Luft für seinen geistigen Entwicklungsgang, der Duft seiner bunten Blumen konnte sich in dieser Enge kaum verbreiten, seine Früchte konnten da nicht reif werden, denn in diesem Lande, wo der rauhe Kampf ums Dasein allzubald die besten Kräfte erschöpft, folgt auf den Sommer gleich der Winter. Diese rein menschliche Tragik eines Dichterlebens mufste eine so sensitive Natur, wie es Jaroslav Vrchlicky ist, schmerzlich berühren. Wer darf es ihm verargen, dafs er durch dieses Gefühl so schwer leidet? Wird es wohl jemand versuchen, das Werk, dessen Schöpfer durch die Fügung eines strengen Schicksals in eine kleine Nation verschlagen wurde, würdig und glorreich in dessen geistige Heimat einzuführen, Welt1itteratur genannt? Schon im Jahre 1878 sind als begeisterte Jünger Vrchlickys einige jüngere, meistens ganz unbedeutende Dichter aufgetreten, die ihrem Musenalmanach wiederum den berühmt gewordenen Namen )Maj« gaben. Vrchlicky selbst, der die führende Rolle