Dreizehntes Kapitel. Der poetische Kosmopolitismus in der cechischen Litteratur. In schroffem Gegensatze zu den poetischen Slavjanophilen mit Svatopluk Cech an der Spitze und zu der historischpatriotischen Schule, wie sie Alois Jirasek besonders charakteristisch vertritt, stehen während der siebziger und achtziger Jahre die kosmopolitischen Dichter da, die mit den älteren nationalen Traditionen und mit den politischen Zeittendenzen gänzlich gebrochen haben. Diese Gabelung, die wir auch bei anaeren Slawen treffen, ist für das ~echische Schrifttum ungemein charakteristisch und dauert noch bis in unsere Tage. Die Slavjanophilen und die historisch gesinnten Patrioten nahmen die noch immer fruchtbaren Ideen der nationalen Wiedergeburt von neuem auf und dachten sie zu Ende; neue Gedanken und neue Kunstformen haben sie der Litteratur allerdings nicht zugeführt. Die jüngere Intelligenz dagegen, die schon damals den Boden für die nicht mehr ferne ~echische Universität lockerte, wollte mit dem Auslande Schritt halten; sie wollte die freie europäische Luft atmen; mit neuen Ideen das geistige Leben in Böhmen befruchten; mit neuen Kunstformen die rückständigelLitteratur erneuern. Mit liebevoller Begeisterung, mit wissenschaftlichem Fleifse, mit intimem Verständnis studierten diese Intellektuellen die Litteratur, ja die gesamte künstlerische Kultur in Frankreich, England, ja selbst in Italien; der deutsche Einflufs dagegen tritt eben in dieser Periode zurück. Eine ganz eigentümliche, von raffinierter Geisteskultur zeugende Richtung macht sich bei manchen Künstlern dieser ausgeprägten Gruppe stark bemerkbar: es ist ein restloses Aufgehen in einer fremden 20*