- 305 veröffentlichte die Spätfrüchte seines bereits erll\~menden Talentes; der treue Jünger Kollars, Ludovit Zello (1809-1873) besingt in seinem romantischen Epos »Des Miliduch Fall« (1862), die traurigen Geschicke der elbslawischen Stämme; der fruchtbare Viliam Pauliny T6th t1826-1877) und der frühverstorbene Lud 0 v ft Ku ban i (1830-1869) wollen durch ihre historische Novellistik, die ungefähr dem cechischen historischen Genre von jirasek entspricht, unmittelbar auf das nationale BewuIstsein ihres Stammes einwirken. Dann macht die magyarische Regierung in den ersten siebzig Jahren dem schönen litterarischen Aufblühen ein unbarmherziges Ende: ein stolzer, gewaltsamer Zentralismus verschliefst slowakische Schulen, verbietet slowakische Zeitschriften, hebt patriotische Institutionen wie die »Matica Slovenska« auf; die Schwachen und Unbeständigen weichen der Gewalt, die Starken verstummen hoffnungslos. Der passive, träumerische Charakter der Slowaken, der nebelhafte, halbmystische Idealismus, zu welchem die slowakische Intelligenz die Hegeische Lehre verarbeitet hat, waren gegen die gewaltsame Persekution ganz kraftlos. Einige Patrioten wollten in dieser verzweifelten Bedrängnis wieder zur Gemeinschaft mit den Cechen zurückkehren, zumal da mehrere cechische Schriftsteller, wie Heyduk und besonders der zähe und eigensinnige Vorkämpfer der cechoslawischen Wechselseitigkeit Rudolf Po korny (1853-1887), ein zarter aber eintöniger Lyriker, in Böhmen für die Slowakei warben. Andere Schriftsteller sahen dagegen, daIs man eine so tiefgehende Entfremdung kaum so rasch und schnell gut machen könne, und wollten daher den alten separatistischen Traditionen treu bleiben und dieselben mit künstlerischem Fortschritt vereinigen. Auf drei von ihnen ist die moderne Slowakei besonders stolz: auf den Novellisten Svetozar Hurban Vajansky, auf den anmutigen realistischen Genremaler Martin KukuCin und auf ihren gröfsten Poeten Hviezdoslav. Svetozar Hurban Va ja n s k y (geb. 1847), der gleich seinem Vater ein beredter Publizist und ein separatistischer Organisator ist, veröffentlichte zuerst einige Versbücher, die, sich an Halek und Heyduk formal anschliefsend, slawisch-romantische Ideale schlicht und rührend besingen, dann war er eine Zeitlang in der Schule Turgeniews gewesen und bürgerte nachher lyrischen Realismus in der Jakubec-Novak, Cecbilcbe Litteratur. 20