301 Tod den schmächtigen, schwindsüchtigen katholischen Priester dahingerafft. Auch er war ein fleifsiger Sammler, der sich an alten vergessenen Chroniken und verstaubten Aktenstücken aufrichtig erfreute; auch er interessierte sich fast wissenschaftlich für die Geschicke von altertümlichen Burgen und ritterlichen Adelsgeschlechtern , auch für ihn waren die Hussitenkriege und die Gegenreformation da.s wichtigste Thema der vaterländischen Geschichte. Doch alles wurde bei diesem ungemein produktiven Schriftsteller eine Novelle, eine sentimentale ,konventionell gehaltene Erzählung, in der von einer realistischen Lebenskenntnis und einer sicheren Psychologie leider wenig zu spüren ist. Dieselben recht matten und blutlosen Typen kehren in schematischer Anordnung immer wieder, dieselben geheimnisvollen, romanhaften Motive werden immer von neuem mühiiam ausgesponnen und kunstlos verwoben, derselbe salbungsvolle, übel pathetische, manchmal auch weinerliche Predigerton verhüllt mit seinem unerträglichen Weihrauchsqualm seine Erzählungen. Doch dabei wurde Trebizskj der volkstümlichste Prosaiker in Böhmen; man liest noch heute seine dicken Novellenbände, die unter den bezeichnenden, allerdings konventionellen Titeln »Unter den Strohdächern«, »In der Morgenröte des Kelches<, »In dem Glanze des Kelches<, :tElegien aus dem Dreifsigjährigen Kriege<, in den achtziger Jahren erschienen sind, mit patriotischer Begeisterung, und selbst die Liberalen sind stolz auf den cechischen :tHussitenpriester«, der ja unter seinen zelotischen und ultramontanen Amtsbrüdern eine seltene Ausnahme ist. Doch die Popularität des bekanntesten cechischen historischen Romandichters Alois Jirasek (geb. 1851) ist noch gröfser. Seine Romane und Novellen, die übrigens abschreckend dickleibig sind, erschienen sämtlich in mehreren Auflagen; die Mittelschule wirbt planmäfsig für den wackeren Gymnasiallehrer, dessen Schriften zugleich belehrend und veredelnd auf die Jugend wirken; das Nationaltheater führt auch seine schwächsten Stücke mit dem gröfsten Kraftaufwand auf; seine Bücher werden sehr oft noch vor ihrer Vollendung von der Akademie oder verwandten Institutionen preisgekrönt; die angesehenen Litterarhistoriker wetteifern im Lobe Jiraseks; seine Landsleute selbst übersetzen ihn, doch ohne besonderen Erfolg, ins Deutsche; und würde man einen einfachen Mann aus dem Volke fragen, ob er