- 298 fahren. Wenigstens eine von diesen reizenden Schöpfungen mufs hier genannt werden, die :)Himmelschlüssel« (1883, deutsch von Zd. Fux Jelensky, Wien 1892), ein frisches Märchen, das mit seiner Verschmelzung der duftigsten Poesie und der humoristischen Satire an Andersens Märchenkunst erinnert. Die Popularität Cechs im Publikum ist bedeutend gröfser als sein Einflufs in der Litteratur; im ausgesprochenen Kontrast zu Vrchlicky hat er keine Schule gegründet., Einige Dichter stehen ihm allerdings ganz nahe, indem sie auch panslawistische und nationaldemokratische Gedichte schreiben, und indem sie die vaterländische Geschichte und Sage zum Ausgangspunkte ihrer wortreichen Meditationen machen; doch als seine unmittelbaren Schüler dürfte man sie doch nicht bezeichnen. Nur drei hierher gehörende Dichter will ich nennen, den kernigen Balladendichter Ladislav Quis, die pathetische Tendenzpoetin Eliska Krasnohorska und den poetischen Epigonen Frantisek S. Prochazka. Der Rechtsanwalt Lad isla v Quis (geb. 1846) ist ein gründlicher Litteraturkenner, bei dem ein sorgfältiges poetischhistorisches Studium Hand in Hand mit der Dichtkunst geht. Er ist mit den altschottischen Balladen und mit Goethes Balladistik innig vertraut, auch sind die knappen, straffen und gerundeten Balladen im Volkston vielleicht sein Bestes. Er hat die beiden Meister der volkstümlichen Lyrik, den russischen Burns A. V. Kolcov und seinen Landsmann Celakovsky, mit Geschmack ediert und eingeleitet und von ihnen die leichte, sangbare Grazie des Volksliedes gelernt. Er war einer der ersten, welcher in Havliceks Reimen die derbe, witzige, holzschnittartige Poesie entdeckt hat und es gelang auch ihm in seinem humoristischen Romanzenzyklus »Der dumme Hans« (1880), diesen Ton meisterhaft zu treffen. - Die Schattenseiten der Tendenzpoesie Sv. Cechs findet man in wünschenswertester Vollständigkeit in den Dichtungen von Eliska Krasnohorska (geb. 1847): ein fader Liberalismus, ein vager Panslawismus, ein phrasenhaftes Jungcechentum werden hier von einer leidenschaftlichen Patriotin und überzeugten Frauenrechtlerin mit blecherner Rhetorik, mit unbändigem Verbalismus, mit einer grellen Farbenund Bilderbuntheit verkündet; die südsJawische Geschichte erscheint hier als eine schauderhafte Mischung von Blut, Begeisterung und Eisen; der cechische Kampf für das alte, gute