297 die er schmeichelnd »Helden der Zukunfh genannt hat, willkommen. Dreimal hat er sich mit politischer Lyrik an die Öffentlichkeit gewendet; in seinen »Morgenliedern« (1887) findet er für die Bestrebungen der ]ungcechen, die damals wirklich freisinnig und demokratisch waren, den poetischen Ausdruck; dann lauscht er in seinen »Neuen Liedern« (1888) dem geheimnisvollen Weben der modernen Zeit, wo der Sozialismus die nationalen Interessen zunickzudrängen sucht; endlich, in den »Liedern eines Sklaven« (1894, deutsch von J. Koutek, Stuttgart 1897), erscheint er als ein zürnender und strafender Prophet des Alten Testamentes, der, aus seiner Gebirgshöhle zurückkehrend, überalnur Sklaverei, Unterwürfigkeit und' Gemeinheit findet und über seine so heifsgeliebte Nation den Stab bricht. Für intime Gefühle, für feine Schwingungen der modernen Seele, für die geheimnisvolle Tragik der Alltäglichkeit, wie sie die Dichter von heute zu schildern pflegen, ist in diesem pathetischen Werke ebenso wenig Platz wie für die aufrüttelnden Leidenschaften und die grauenvollen, unglaublich verwickelten Wirklichkeiten der modernen Existenz. Auch ist Cech kein Erotiker; seine Frauengestalten sind matt, schemenhaft, konvenzionelli sein Verhältnis zum vVeibe ist das eines vereinsamten, ältlichen, menschenscheuen Gan;on: schüchtern, süfslich, nebelhaft; nur in einigen Novellen, die psychologisch zwar belanglos, aber unterhaltend und gut erzählt sind, finden sich einige feine Mädchenköpfchen. Mit dem indifferenten Liberalismus teilt er auch die Hilflosigkeit den religiösen Fragen gegenüber, d~ mit seiner ehrlichen Vorliebe für die böhmische Reformation in einem gewissen Widerspruche steht; erst spät hat er sich, in seinen »Gebeten zum Unbekannten« (1896), zu einem formlosen, vagen Pantheismus bekannt, der bei ihm durch eine weichliche und haltlose Humanität ergänzt wird. Zu Cechs ernsten, ja oft erhabenen Werken gesellen sich seine humoristischen Gedichte und Erzählungen wie mutwillige Satyrdramen hinzu. In einem anmutigen Märchen, in einem parodistischen Tierepos, in einem tollen Traumgesichte setzt sich der liebenswürdige Poet eine Narrenkappe auf, und nun müssen der Gelehrtendünkel, die Ausländerei, die Modesucht, die pedantische Kritik, die politische Charlatanerie, der poetische Snobismus, das banause Spiefsbürgertum manchen Streich seiner Pritsche er-