- 293 schwer zu büfsen hatte; bald gewann er den menschenscheuen, träumerischen Knaben, der in einer anmutigen, milden Ebene seine idyllische Jugend verbrachte, fUr seine Lieblingsideen. Als Gymnasiast, der sich auf einer altertümlichen, pedantischen und national durchaus indifferenten Piaristenschule in Prag nicht besonders wohl fühlte, las der junge Svatopluk Cech mit Vorliebe die begeisterten Dichter des modemen Freiheitsdranges und des antisozialen Trotzes; besonders Byron, Puschkin und Mächa traten in seinen Gedankenkreis, und hinterliefsen bedeutende Spuren in seinen Jugendwerken. Im Jahre 1867 tritt der 21 jährige Jurist mit einem farbenreichen, dem südslawischen Freiheitskampfe entnommenen Gedichte in die Litteratur; nach sechs Jahren vertlffentlicht er ein wundervolles Epos, das grofsartige Freskogemälde aus dem Hussitenkriege »Die Adamiten«, dessen künstlerische Reife wir noch heute bewundern müssen; dadurch wird er eine anerkannte Gröfse in der ~echischen Dichtung, wo er bald über Hälek und Neruda gestellt wird. Jahr für Jahr erscheint dann von ihm eine neue, stets gereifte und bis ins Detail ausgeführte poetische Schöpfung. Einmal ist es eine breite, mit allerhand fein geschliffenem und üppig ziseliertem Beiwerke ausgestattete epische Komposition, wo gewöhnlich der epische Gang der Hapdlung unter einer allzu ausführlichen poetischen Be. schreibung zu leiden hat; oder aber er vereinigt in einem geschickt arrangierten lyrischen Bande seine politischen Meditationen und seine sozialen Betrachtungen, die entweder in das üppige schwere Gewand einer Ode oder in die leichte, volkstümliche Liederform gekleidet sind; ein anderesmal bringt der Poet, dessen Humor zart und schelmisch ist, ein anmutiges allegorisches Märchen, worin er den öffentlichen Albernheiten und den landläufigen Vorurteilen schalkhaft ein Schnippchen schlägt; endlich befriedigt er auch die unter seinen Lesern, die für die Poesie kein Verständnis zeigen, mit einem liebenswürdigen, wenn auch keineswegs tiefen Novellenbuche. So steht er in seinem 40. Jahre auf dem Gipfel seiner Kunst und seiner Popularität, die er teilweise auch seiner politischen Gesinnung, die liberal und demokratisch ist, zu verdanken hat. Doch diese riesenhafte Begeisterung der Leser, dieser öffentliche Beifall der gesamten Nation drückt und beängstigt den ruhigen, in sich gekehrten Träumer, und so flüchtet sich der schlichte Dichter in eine