- 292 Rulsland und huldigen hier förmlich der russischen Regierung. Als in den Jahren 1876 und 1877 die Südslawen gegen die Türken für ihre Freiheit kämpfen, werden sie von den Cechen begeistert angejubelt, und auch die Russen, welche sich dann der Südslawen angenommen haben, entfachen in Böhmen geradezu leidenschaftliche Sympathien. Es hat ja schon früher der Novellist Prokop ChocQ.olousek die serbischen und die montenegrinischen Helden mit einer warmen Teilnahme geschildert; auch die serbische Heldendichtung war bereits in Böhmen in Übersetzungen und Nac\1ahmungen bekannt: jetzt fühlt sich ein feiner, in Frankreich ausgebildeter Historienmaler Jaroslav Cermak in Montenegro viel heimischer als in Böhmen; jetzt besingen Vac1av Solc und Eli~ka Krasnohorska die Balkaner Freiheitskriege. Ja, diese schwärmerische Vorliebe für den slawischen Orient führt die eechischen Dichter bis unter den wilden, märchenhaften Kaukasus : hier wird Svatopluk Cech zu mehreren romantischen Gedichten, die sich an den grofsen russischen Epiker Lermontow anschliefsen, angeregt; hier findet ein begabter, aber sehr abenteuerlicher eechischer Novellist Bohumil Havlasa unter den russischen Fahnen in seinem 27. Lebensjahre den Tod. Ähnlich sind in der eechischen Litteratur dieser Periode der Panslawismus und der Historismus die Triebfedern; auch was später auf d,~esen Gebieten geschaffen wurde, mufs in diesem Zusammenhange geschildert werden. Ein vollendete Synthese der beiden Tendenzen gibt in seinem poetisch ganz einheitlichen Lebenswerke der grölste und zumal der populärste Dichter dieses Zeitraumes, Sv a top lu k Ce c h (geb. 1846). Heute liegen seine Dichtungen und prosaischen Schriften in einer zwanzigbändigen vom Autor selbst veranstalteten Gesamtausgabe vollständig vor, und so kann der Litterarhistoriker bereits sein Leben und Wirken als ein abgeschlossenes Ganze betrachten und es aus den historischen Zeitbedingungen gesetzmäfsig erklären. Svatopluk Cech, dessen Name allein den Inbegriff des nationalen Wesens in sich schliefst, stammt aus einem kräftigen mittelböhmischen Bauernstamme, dessen Traditionen bis tief in das 17. Jahrhundert reichen. Des Dichters Vater, ein schlichter Domänenverwalter, war ein eifriger Patriot, ein begeisterter Panslawist , ein überzeugter Achtundvierziger, der für seine Beteiligung an den revolutionären Händeln