- 289 seinem strengen und sachkundigen kritischen Urteil lange ,auf die zeitgenössische Litteratur einen direkten EinfluIs ~usübte, hielt die Kritik als selbständige Litteraturgattung aufrecht. Wie für diesen gelehrten Philosophen und eleganten Ästhetiker aus der Herbartsehen Schule, der vom Hause aus ein Mathematiker war, die Philosophie keine innere Notwendigkeit, sondern vielmehr ein wissenschaftliches Fachstudium bedeutete, so war auch die Kritik, die er auf den Grundsätzen der formalen Ästhetik aufgebaut hatte, eine streng gelehrte Beschäftigung, die sich von keinen Zeitströmungen beherrschen läfst. Dabei verlor Durdik nie die intime Fühlung mit der lebendigen Dichtung und besonders mit dem modernen Theater. Er hat einige, allerdings akademisch steife Tragödien gedichtet, ein vorzüglich informatives Buch über Lord Byron veröffentlicht, dessen >Kainc: vortrefflich übersetzt, sich eingehend mit Halek, mit R. Mayer, mit Bozdech beschäftigt. Sein Blick war scharf und weit, seine Beweisführung überzeugend, seine Urteile offen und schonungslos. Die besten Geister haben sich an seinen sorgfältig gefeilten kritischen Aufsätzen und Büchern, die sich einer durchgebildeten, ja gezierten und präziösen Sprache bedienen, ergötzt; die von ihm neu geschaffene philosophische und kritische Terminologie ist allgemein anerkannt worden; die Mittelschule verbreitete seine Prinzipien. Doch Durdik verstummte als Kritiker allzu bald , um sich seiner akademischen Tätigkeit als Ästhetiker und Geschichtschreiber der Philosophie ausschliefslich zu widmen. Für das Beste jedoch, was die Litteratur seiner Zeit anstrebte, findet man in seinen Büchern die ästhetische und kritische Begründung; die höchsten Kunstideale seiner Generation liegen in seinen einst so gerühmten, heute aber ganz vergessenen Werken begraben.