- 288 Komödien, die sich gern in dem Glanze der Empirezeit sonnen, und eine recht schemenhafte Tragödie aus dem nordischen Kriege, »Baron Goertz« (1871), gelungen. Die Darsteller waren für die glänzenden Rollen, das Publikum für die elegante gesellschaftliche Atmosphäre und für das unterhaltende Intrigenspiel sehr dankbar - das Lebenswerk Bozdikhs bleibt doch nur eine gelungene Nachahmung eines unbedeutenden Vorbildes. Der feine, dabei etwas schwerfällige Fra nt i se k V e n c e sI a v Je f a be k (1836-1893), ein Freund und Mitkämpfer von Pfleger, gab sich in seinen in Grau gehaltenen bürgerlichen Dramen mit Z'eitgemäIsen gesellschaftlichen Problemen ab, die er in der einheimischen Spiegelung eifrig und aufmerksam betrachtete. Seine bedeutendste Tragödie, »Ein treuer Diener seines Herrne (1871, deutsch von Weyrauther und Lorenz 1892), ist ein dramatisches Gegenstück zu Pflegers erstem sozialen Roman »Aus kleiner Welt« und zu einigen Gedichten von R. Mayer: auch hier verträgt sich das liberale Bürgertum ganz gut mit dem gemäfsigten Sozialismus; auch bier entspringt beides aus einer versöhnlichen, humanen Tendenz; auch hier spielen patriotische Motive mit. In seinen Lustspielen ist Jerabek dagegen kleinlich, philiströs, ja, manchmal plump. Das Bild der cechischen Litteratur in den 60. und 70. Jabren wäre jedocb unvollständig, wenn man die scharfe und zielbewufste Kritik, deren frischer Geist diese Periode erfüllte und in ihrer Entwicklung manchmal bestimmte, vergessen würde. Als Kritiker und Polemiker haben Halek und Neruda die Lebensund Kunstideale ihrer Gegner angegriffen; kritisch und polemisch wendete sich das Jungcechentum gegen seine konservativen Widersacher; mit einer lebensfrohen, doch sebr unvollkommenen Theaterkritik begleitete der oft allzu wohlwollende Neruda alle Erscheinungen der jungen böhmischen Buhne; die kritischen Abteilungen in den Journalen jener Zeit waren fleifsig redigiert; die alleinige grofse Revue für Wissenschaft, Politik und Litteratur, die von V. Vlcek begründete »Osvetac (= Die Kultur) widmete der Kritik eine vorzügliche Aufmerksamkeit. Doch die meisten verfügten weder über eine wissenschaftliche Methode noch über genügende ästhetische Schulung. Ein einziger Gelehrter und Litteraturkenner, der Prager Universitätsprofessor ] 0 s ef Durd ik (1837-1901), der mit