- 287 Jahre 1864 der Zentral verein der cechischen Künstlerschaft, die »Umelecka Beseda(, eine imposante Shakespearefeier. Der Dichter Halek und der Schauspieler J. J. Kolar haben in zahlreichen historischen Tragödien Shakespeare nachgeahmt, dabei zumal auch vergröbert und karikiert; patriotische Stücke, die von Mikovec, Fric, Pfleger, Vlcek gepflegt wurden, waren teils von Shakespeare, teils von Schiller beeinflufst. Dann bemächtigten sich die modernen Franzosen der cechischen Dramatik; Scribe und Augier, Meilhac und Labiche, der jüngere Dumas und Sardou wurden häufig gespielt und vom Publikum stets mit Beifall aufgenommen; einige prüde und naive Kritiker, wie Pfleger und Jefäbek, die übrigens in ihrer litterarischen Praxis von diesen Meistern der Bühnentechnik auch gelernt haben, verdammten ihre "sittenlosen« Stücke, wurden aber deswegen von ihrem litterarischen Widersacher, dem freisinnigen Jan Neruda, in den Augen der Öffentlichkeit lächerlich gemacht, und bald konnte man in der einheimischen dramatischen Produktion von einer französischen Schule sprechen: Dreierlei mufste die anspruchslosen und bescheidenen cechischen Dramatiker in diesen leichten, glänzenden und erfolgreichen Stücken bezaubern: die kunstvolle Bühnentechnik, der geistreiche Dialog, das feine, gesellschaftliche Milieu. Man besafs ja daheim nichts dergleichen: man war bisher herzlich wenig über die technischen Forderungen der Bühne unterrichtet; die elegante Salonkonversation blieb immer ein unerreichtes pium desiderium; das liberale Bürgertum, das sich eben in Böhmen bildete, war weder fein noch salonfähig. So imitierte man einfach das glückliche Ausland. Zwei Gruppen sind da auseinanderzuhalten. Die gutbürgerlichen Dramatiker, die ein vollständiges Analogon zu der bürgerlichen Novellistik bilden, sind bei dem ehrlichen und faden Grübler über verschiedene gesellschaftliche Fragen, Emil Augier, in die Schule gegangen, andere liefsen sich von der schillernden Eleganz des gedankenlosen Routiniers Scribe bestechen. Der eifrigste Scribe - Schüler in Böhmen war der gewandte Journalist Emanuel Bozdech (1841-1889), dessen Ende dunkel und rätselhaft ist; er hat seinem Meister sein technisches Geheimnis, seine oberflächliche Psychologie, seinen scharf geschliffenen, aber inhaltlosen Dialog treulich abgeguckt. ~it diesen entliehenen Mitteln sind ihm mehrere bühnenfähige