- 276 sondern auch einen anmutigen und stilvollen Rahmen zu seinen poetischen Erzählungen. Während Halek in seinen poetischen Erzählungen geradezu an Byron angeknüpft hat, und während auch später Svatopluk Cech diesem grofsen Vorbilde treu geblieben ist, hat Heyduk in seinen versifizierten Geschichten eine ganz andere Richtung eingeschlagen als die ~echischen und polnischen Byronisten. Die epische Handlung, die für diesen geborenen Lyriker immer nur eine Nebensache bleibt, ist gewöhnlich dürftig und unbedeutend: er erzählt eine rührende Lebensgeschichte eines Mannes aus dem Volke, er schildert ein keusches und unschuldiges Liebesidyll, er entrollt ein liebenswürdiges, oft konventionell· glückliches Familienbild. Seine edelgesinnten Helden und seine zartfühlenden Heldinnen handeln und denken nie; sie vergehen fast in ihrer überquellenden Sentimentalität, in einem seltsamen Rausch von Sehnsucht, Zärtlichkeit und Empfindsamkeit; ja, man ist stets geneigt anzunehmen, dafs sie vor lauter erhabenen Gefühlen das einfache Denken gänzlich verlernt haben. Alle sind dabei leidenschaftliche Naturfreunde und Schönheits bewunderer, alle begeistern sich bei jeder Gelegenheit für Berg und Tal, Blumen und Bäume, singende Vögel und rauschende Bäche; alle sind aufrichtige Patrioten, meistens auch warme Slawen. So wirken Heyduks poetische Erzählungen, ja selbst sein vorzüglicher 1>Holzfällen (1882), nirgends durch ihre Lebenstreue und durchreaUstlS'ehe Charakterzüge; vielleicht auch. eben deshalb kann man dem süfsen, duftigen Zauber seiner allegorischen Märchen, von denen besonders "Des Grofsvaters Vermächtnis< (1879) berühmt geworden ist, k;WU-WlaersteheI;:"" '''-'_. Doch dieser schreibfreudige Poet, der - Rückert nicht unähnlich - zwischen dem Bedeutenden und dem Kleinlichen in seinen eigenen Leistungen nicht zu unterscheiden wufste, versuchte sich auch als Balladist und als monumentaler Hist9rienmaler und wollte sogar auf seiner lyrischen Leier die traR;ischen Geschicke seiner Nation im dreifsigjährigen Kriege besingen. Natürlich scheiterten diese verfehlten Versuche gänzlich, ja, sie haben dem so unkritischen Dichter in den Augen der Kenner ungemein geschadet, so dafs es der Nachwelt vorbehalten bleibt, in Heyduks Lebenswerk das Bedeutende, das in seiner lyrischen Kleinkunst verborgen bleibt, von dem Wertlosen zu sondern und so z.u retten.