- 275 die Bewunderung für Nerudas Wesen und Dichtung. Besonders die jüngere Generation, die sich kühl und unbefriedigt von Svatopluk Cech und Jaroslav Vrchlicky abgewandt hat, verehrt in Neruda ihren groIsen Ahnherrn und Vorgänger und sucht in zahlreichen Essays ihrer bedeutendsten Kritiker den Kern seiner komplizierten Persönlichkeit zu erfassen. Das Ausland dagegen, dem der gute Europäer Neruda freundlich gegenüberstand, hat zu ihm bisher kein intimes Verhältnis gefunden. Mit Halek und Neruda ist ihr treuer Freund und poetischer Mitwerber,..,.Adolf Held u! (geb. 1835), der sie um lange Jahrzehnte überlebt hat und seinen hellen Blick und jugendlich frischen Sinn bis ins hohe Alter sich zu wahren wulste, mehr als in einer Beziehung verwandt. Auch für ihn, als er in den fünfziger Jahren lyrisch debütierte, bildete jene düstere, herbe Sentimentalität, die für Haleks und Nerudas Anfänge so bezeichnend ist, den poetischen Ausgangspunkt; auch ihm behagten am meisten jene schlichte knappe Liederform und jene anmutigen kleinen Stimmungsbild'er aus der Natur, wie sie Neruda und Halek mit Vorliebe und Meisterschaft behandelten; wie diese mischte auch Heyduk gern reine, leicht improvisierte Lyrik in grübelnde Reflexion. Doch er ist im Grunde ein zärtlicher und empfindsamer Gefühlsmensch, ein einfaches und naives Gemüt; ein begeisterter Optimist und ein süIslicher Idylliker; ein glücklicher Improvisator und ein lieblicher Spätromantiker , epigonenhaft und konventielauch in seinen besten Schöpfungen. Die stärksten Anregungen hat er dem böhmischen und slowakischen Volksliede, das er oft auch bis in dessen stilistische Eigentümlichkeiten nachgeahmt, zu verdanken; doch was seiner Dichtung ihre Eigenart verleiht und ihre Popularität begründet hat, das ist Heyduks inniges sich in die jungfräuliche Natur der lieblichen Slowakei und des groIsartigen Böhmerwaldes Versenken, wo Heyduk seine besten Jahre verbrachte, und wo er Land und Volk liebevoll und begeistert beobachtete und studierte. Diese beiden Landschaften, wo den Dichter neben der unbefleckten Natur auch das nationale Element im Leben ihrer Bewohner angezogen hat, lieferten ihm nicht nur unerschöpfliche Themata zu seinen unzähligen frischen und melodischen Liedern, die in mehrere Sammlungen, wie z. B. "Waldblumen« (1873), "Cymbel und Geige« (1876) oder "Enzian und Studentenröschen« (1884), gesammelt sind, • 18*