- 271 in dem klerikalen unJ feudalen Alttechentum ihren treuen Eidgenossen hatten, brecllen wollte. ~eruda widmete dem »Narodni Listyc, deren Geschichte zugleich die Geschichte der jungtechisehen Partei ist, seine besten Kräfte; er war darin als Feuilletonist, als Litterar- und Theaterkritiker tätig; er ist da wiederholt für neue Kunst und neue Lebensformen in die Schranken getreten. Das böhmische Feuilleton ist Nerudas eigene Schöpfung: seine ungemein reiche Sensitivität, sein sprühender Witz, seine überraschende Belesenheit, sein unmittelbares Verhältnis zum modernen Leben, seine intimen Kenntnisse der einzigen böhmischen Grofsstadt Prag, sein stimmungsvoller, anregender Stil, der in der Schule Jean Pauls und Börnes gebildet war, - dies verlieh ihm eine aufserordentliche Fähigkeit für diese speziell moderne Prosagattung. Der Inhalt dieser kleinen humoristischen Kunstwerke, die in mehrere Sammelbände, z. B. »Arabesken« (1864, deutsch von B. Smital), »Kurze und noch kürzere Studienc (1876) oder »Glimpfliche und schimpfliche Scherze« (1877), vereinigt sind, läfst sich schwer andeuten. Ein lachender Philosoph plaudert da anmutig, oft mit einem grofsen Aufwand von kulturhistorischen Kenntnissen über alles mögliche: über Liebe und Ehe, Menschen und Tiere, Kirche und Polizei, Natur und Kunst, Tanz und Gesang, Küche und Keller; kokettiert schelmisch mit seinem Publikum, schmeichelt dessen Neigungen und Unsitten, aber verspottet es wiederum ganz schonungslos, beschäftigt sich mit den alltäglichsten Banalitäten, um endlich eine grofse weltgeschichtliche Perspektive zu eröffnen. Witz, Esprit, Humor, ja bisweilen auch ausgelassener und toller Übermut beherrschen diese anmutigen Kleinigkeiten, die von einer überzeugten und heifsen Liebe zu dem modernen Leben zeugen. Doch diese bleibt nicht auf des Dichters Heimat und Vaterstadt beschränkt. Als er auf seinen grofsen Reisen Frankreich und Italien, Rom und Paris, Ägypten und Palästina, Orient und den Norden kennen gelernt hat, berauscht er sich an der grofsen Vergangenheit und vielleicht noch mehr an der bedeutenden Gegenwart dieser Länder und Völker, die er mit dem klaren Blicke eines glücklichen Weltkindes und mit der scharfen Intelligenz eines guten Europäers betrachtet. Seine Reiseberichte, die in dem Sammelbuche »Bilder aus der Fremde« (1872) vereinigt sind, erzählen davon i;-einemleichten,