26~ journalistischer Beruf keine g 'nügende pekuniäre Grundlage bot, überhaupt nicht verwirklich. Auch war Neruda ein se sam er Liebhaber. Eine leidenschaftliche Sehnsucht nach der völligsten Hingabe kämpfte in seinem Herzen beständig mit ühlem, analytischem Verstande, der mit dem ätzenden Scheide asser der bittersten Selbstironie das eigene Gefühlsleben zerstö ; in seiner Seele erklangen neben den zärtlichsten Akkorden eine echt romantisch - sentimentalen Erotik auch spöttische, bittere 'ne eines skeptischen Sarkasmus, - und wenn doch der Dichte endlich den bösen, mokanten Mephisto in seinem eigene Innern überwand und sich sanft und ergeben seiner Gelie ten, die ihn allerdings nie begri~fen hat, nä~erte, so mufste~ die beid~n die traurige? \Vorte Gnllparzers »WIr glühten, aber 1· ach, Wir schmolzen mchte an sich erleben. Man,h zartes Frauenherz fe elte Neruda noch später; aber er blieb bis ans Ende ein kalter und zäher Verstandesmensch, der fUr das ruhige Eheleben garl nicht geeignet war und so erschien er endlich in seinen letz~n Lebensjahren in den Prager Gassen als alter, oft mürrischei Junggeselle in der Begleitung eines Dienstmannes, welcher den isiechen und vereinsamten Manstützen mufste, dessen Löwe~kopf , schön umrahmt vom grauen Haar und Bart, den Eindruck eines alten Geisteshelden hinterliefs. Doch dazwischen liegt eine feihe von bewegten Jahren, wo Ner~da den tapfer~n Kampf eines jOdernen Schriftstellers und eines ehrhchen Journahsten kämpfte. ~erudas Erstlingsbuch »Eriedh.~fs.E!~I?~nc (1858), das er in seinem 25. Jahre veröffentlichte, schwankt noch zwischen der romantischen und der modern-realistischen Kunst. Echt romantische Szenen und Motive, der sentimentalen Friedhofspoesie der germanischen Völker entnommen, bilden den äufserlichen Rahmen dieses bitteren Buches; aber was sich unter dieser Maske versteckt, das ist die trübe Verstimmung eines ironisch veranlagten modernen Herzens, das in dem sozialen Gewirre der gärenden Gesellschaft leidet und blutet. Neruda, der dadurch einen schroffen Gegensatz zu den gleichzeitigen »Abendliederne Haleks bildet, wendet hier eine nüchterne, trockene Alltagsprache an, für die er die Leser erst erziehen mufste. Doch als er nach