- 263 zeitung«), als Redakteur von mehreren Zeitschriften (»Obrazy zivota« {«Lebensbilder«] und »Rodinna Kronikac [1>Familienchronik«]), einer vorzüglichen Romanbibliothek und endlich als mächtiger Faktor in der »Dmelecka Beseda« (»KünstlerRessource« ), dem einzigen bedeutenden litterarischen Verein in Prag, einen ungeheueren Einflufs aus. Junge Dichter warben um die Gunst des litterarischen Diktators, cechische Studenten, an die sich Halek in einer warmen und klugen Tendenzschrift wendete, beteten ihn an, den braven Bürgern, die patriotisch .gesinnt, aber litterarisch ungebildet waren, imponierte sein stolzes Selbstbewufstsein, die Damen waren von seinen verführerischen und süfslich sentimentalen Liebesliedern bezaubert. Die Kritik, die sowohl sein Erstlingswerk wie auch sein reifstes Liederbuch zum Prüfsteine ihrer analytischen Fähigkeit wählte, bemühte sich ernst und gründlich zu zeigen, dafs seine Kunst ihre oft recht engen Grenzen habe, und dafs man in jedem seiner allzu rasch improvisierten Bücher aufmerksam Spreu von Weizen sondern müsse. Aber diese ehrlichen Versuche fanden in der Öffentlichkeit keinen Anklang; Haleks künstlerische Gröfse wurde zu einer Legende, die erst in der allerletzten Zeit zerstört wurde. Bei Halek, der seine ersten, recht holperigen Verse in Erbens balladischer Manier als neunzehnjähriger Student veröffentlicht hat, war stets die glücklichste Inspiration mit dem völligsten Mangel an poetischer Kultur gepaart. Diesem kraftstrotzenden Temperament, das mit einer leidenschaftlichen Hast arbeitete, gebrach es stets an der stilvollen Disziplin. So sucht man in diesem fleiIsigen Schriftsteller, dessen Werke elf grofse Bände ausfüllen, vergeblich den zielbewufsten, reifen Künstler, welcher der Zukunft etwas zu sagen hätte. Wie fast alle Mitglieder der neuen Schule wurde auch Halek von allerlei fremden Vorbildern beeinflufst und recht lange beherrscht; als Lyriker lernte er bei Heine und Lenau, als Epiker ahmte er Byron, als Dramatiker Shakespeare nach; auch seine frischen Erzählungen aus dem böhmischen Landleben sind ohne Bret-Harte uud Turgeniew nicht denkbar. Doch es gelang ihm nicht, diese Einflüsse organisch zu verarbeiten; überall begegnet man bei ihm den krassesten Nachahmungen, ja wörtlichen und inhaltlichen Reminiszenzen, in seiner Jugenddichtung sogar ver-