- 443 - noch Karasek sind der Gefahr entgangen, welche das neubelebte große Drama mit mythischem oder geschichtlichem Inhalte mit sich bringt: der schematischen Behandlung der Charaktere, der lärmenden Theaterwirkung , der rauschenden und berauschenden Phrase. Einen ihrer Mitbewerber drohen diese Mängel geradezu zu erdrücken. Es ist der unsicher. fühlende und prüfende J i fi M a h e n (eigentlich Antonin Vancura, geb. 1882), welcher als schmerzlicher Lyriker in der Art V. Dyks und als novellistischer Impressionist mit Anklängen an Fr. Sramek begonnen, aber seinen ersten großen Erfolg mit dem bunten slowakischen Räuberdrama »Janosik (1911); erzielt hat. Verhältnismäßig spät hat der Kampf der modernen cechischen Kritik und Poesie in der Slowakei Widerhall gefunden. Die letzten zwanzig Jahre des slowakischen Lebens bedeuten eine schwere geistige Ohnmacht. Das ganze nationale Leben des Volkes unterhalb des Tatragebirges leidet schrecklich unter den unglaublichen Verfolgungen der magyarischen Regierung, gegen die Björnson in seinem großartigen Gerechtigkeitsfanatismus so leidenschaftlich protestiert hatte. Dazu zeitigt gerade in der Gegenwart der slowakische Separatismus gar böse Früchte; während der erste Geschichtschreiber der slowakischen Litteratur, der Prager Professor Jaroslav Vlcek den ersten Anschluß an das cechische Gedankenleben nachdrücklich empfohlen hat, stellte der beste slowakische Sprachforscher Sam 0 C z a m bel (1856-1910) in seinen geistreichen Untersuchungen den Versuch an, den slowakischen Sprachstamm von den Cechen schlechtweg loszutrennen und in die unmittelbare Nähe der Südslawen zu rücken. Dagegen protestiert sehr eifrig die jüngere slowakische Intelligenz, in Prag unter Masaryks Einfluß gebildet, aber sie kann dabei ihre scheue Passivität, zu welcher sie die lebensfeindliche Lehre Tolstois führt, kaum überwinden. Nur wenige schöpferische Talente besitzen die Kraft, die fortschrittlichen Ideen ihrer cechischen Lehrer in Litteratur umzusetzen; gegenwärtig stehen die meisten auf dem Standpunkte der realistischen Kunst. Der vorzüglichste slowakische Erzähler, M art i n Kuku ein (eigentlich Martin Bendir , geb. 1860), sucht in seinen knappen, farbenreichen Novellen, denen sich ein großer Roman aus Kroatien »Dom v strani« (»Ein Haus am Abhange«, 1900) anreiht, die bunte Lebensfülle mit einer scharfen realistischen,